Analyse
Die Linke steht vor einem Wandel: Wissler und Schirdewan treten zurück, während Jan van Aken und Ines Schwedtner ihre Kandidatur als neue Parteivorsitzende ankündigen.
Am kommenden Parteitag im Oktober in Halle werden die bisherigen Parteivorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan nicht mehr antreten.
Die Linke erhielt bei der Europawahl nur 2,7 Prozent der Stimmen und sieht sich angesichts sinkender Umfragewerte für die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. In Thüringen wird ein Rückgang um bis zu 20 Prozentpunkten vorhergesagt, während die Partei in Sachsen unter der Fünf-Prozent-Hürde liegt. Die Parteivorsitzenden ziehen daher Konsequenzen und legen ihre Ämter nieder.
Die neuen Kandidaten Jan van Aken und Ines Schwerdtner sind bereit, in diesen schwierigen Zeiten Verantwortung zu übernehmen. Ihr Antrieb: Die Linke braucht eine starke Führung, um wieder voetan zu kommen.
“Partei braucht eine Teamarbeit statt Einzelkämpfer”
Jan van Aken bringt umfangreiche Erfahrung aus seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter (2009-2017) mit und hat sowohl bei Greenpeace als auch bei den Vereinten Nationen gearbeitet. Er betont, dass die Linke geschlossen auftreten muss, um das Interesse der Menschen effektiv zu vertreten.
Van Aken stellt fest, dass die Linke in den letzten Jahren den Kontakt zur Basis verloren hat und interne Konflikte das Image der Partei stark beeinträchtigt haben. Seines Erachtens muss die Zeit der Eitelkeiten vorbei sein.
Im Oktober 2023, als sich das Bündnis Sahra Wagenknecht abspaltete, zeigte van Aken bereits seine Bereitschaft, eine neue Rolle in der Partei zu übernehmen.
Der 63-Jährige möchte sich insbesondere auf soziale Gerechtigkeit konzentrieren, einschließlich Themen wie Mietkosten und einem Mindestlohn von 15 Euro. Gleichzeitig erkennt er die Notwendigkeit, eine Haltung zu Krieg und Frieden zu entwickeln.
Zu den Waffenlieferungen an die Ukraine äußert er, dass ein radikaler Pazifismus nicht die Lösung sei und dass konkrete Vorschläge für einen gerechten Frieden erforderlich sind.
Neu auf der großen politischen Bühne
Ines Schwerdtner, die im vergangenen Winter bei einem Parteitag ihre Kandidatur um einen Listenplatz für die Europawahl ankündigte, bringt frischen Wind in die Partei. Obwohl sie erst 2023 der Linken beigetreten ist, engagiert sie sich bereits aktiv für soziale Belange und hat in der Vergangenheit umfangreiche politische Erfahrungen gesammelt.
Schwerdtner zeigt sich überzeugt, dass Solidarität der Schlüssel zu einem besseren Leben ist. Sie setzt sich aktiv für Arbeitnehmerrechte und soziale Unterstützung innerhalb der Partei ein.
Seitenhieb an die Abtrünnigen
Schwerdtner glaubt an das Potenzial der Linken und hat Vertrauen in die Kraft der Partei, die sie während ihrer Versammlungen und im persönlichen Austausch mit den Mitgliedern erlebt hat.
Sie betont, dass eine neue politische Kultur nötig sei, um sich auf die Stärken der Partei zu besinnen. Van Aken und Schwerdtner sind sich bereits über einen gemeinsamen Fokus einig und diskutieren soziale Gerechtigkeit und Reformen, um die Linke zurück in die politische Arena zu führen.