Zuvor Nuchba-Kommandeur getötet
Hamas nutzt Silvesternacht für Raketenangriff auf Israel
01.01.2025, 06:21 Uhr
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Inmitten weltweiter Neujahrsfeiern ertönen in Israel erneut die Alarmglocken. Die Hamas feuert Raketen auf israelisches Territorium, während der Gazastreifen nach 15 Monaten Krieg in Trümmern liegt.
Die militante Gruppe Hamas hat an Silvester wieder Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Zwei Geschosse wurden um Mitternacht auf die südliche Stadt Netiwot abgefeuert, wie die israelische Armee berichtete. Eine Rakete wurde abgefangen, während die andere in unbewohntes Gebiet fiel. Verletzte wurden nicht gemeldet, und die Hamas bekräftigte ihre Verantwortung für den Angriff.
Infolge des Angriffs ertönten die Sirenen in Israel. Bewohner des Gebiets, von dem aus die Raketen abgefeuert wurden, wurden von einem Militärsprecher online aufgefordert, sich sofort in die nächstgelegene humanitäre Zone zu begeben, da ein Gegenangriff erwartet wurde.
Die israelische Armee intensiviert ihre Offensive gegen die Hamas im nördlichen Gazastreifen, wo militante Palästinenser in den vergangenen Tagen erneut Raketen auf israelisches Grenzgebiet abfeuerten.
Die israelischen Streitkräfte meldeten zudem die Tötung eines Hamas-Kommandeurs, der an den Terrorangriffen auf israelische Grenzorte am 7. Oktober 2023 beteiligt gewesen sein soll. Der Anführer der Hamas-Eliteeinheit “Nuchba” wurde in der Humanitären Zone von Chan Junis im Süden des Gazastreifens getötet. Dieser Kommandeur war ein Schlüsselakteur bei den gewaltsamen Übergriffen auf den Kibbuz Nir Oz, wo am besagten Tag verheerende Gräueltaten begangen wurden.
Bei den Angriffe von Hamas und anderen extremistischen Gruppen wurden mehr als 1200 Menschen in Israel getötet, und etwa 250 weitere als Geiseln nach Gaza entführt. Dieser beispiellose Überfall löste den aktuellen Gaza-Krieg aus. Seitdem führt Israel militärische Operationen im Gazastreifen durch, welche laut Berichten von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bisher mehr als 45.500 Todesopfer gefordert haben. Diese Ziffern können jedoch nicht unabhängig verifiziert werden.
“Zufluchtsort wird zur Todesfalle”
Die israelische Militärstrategie zielt auch auf Krankenhäuser im Gazastreifen ab, da angenommen wird, dass sich dort Stellungen und Kämpfer der Hamas befinden. Dennoch fehlen substanzielle Beweise für diese Behauptungen, so das UN-Menschenrechtsbüro. Gleichzeitig verweist das israelische Militär auf gefundene Bunker und Tunnel unter dem Schifa-Krankenhaus, der größten Klinik im Gazastreifen.
Internationale Organisationen warnen vor einem Anstieg von Kriegsverbrechen und möglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, insbesondere wenn gezielte Angriffe auf zivile Einrichtungen Teil einer systematischen Offensive gegen die Zivilbevölkerung sind.
Volker Türk, der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, forderte eine gründliche Untersuchung der israelischen Angriffe und äußerte sich besorgt über den Zustand der Zivilbevölkerung im Gazastreifen. “Der einzige Ort, an dem sich Palästinenser sicher fühlen sollten, wird zur Todesfalle”, betonte er.
UNRWA unter Druck
Laut Philippe Lazzarini, dem Leiter des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA, wurden seit Kriegsbeginn mindestens 745 Menschen in Einrichtungen der Organisation getötet. Auch berichtet er von zahlreichen Angriffen auf UNRWA-Gebäude, wobei mehr als zwei Drittel der Gebäude beschädigt oder zerstört sind. Israel hat UNRWA vorgeworfen, von der Hamas infiltriert zu sein, und ein Gesetz verabschiedet, das der Organisation die Arbeit im israelischen Staatsgebiet untersagt.
Hilfsorganisationen warnen, dass fast eine Million Menschen im Gazastreifen während der Wintermonate ohne angemessene Unterkunft leben und die humanitären Bedingungen sich dramatisch verschlechtern könnten. Berichte über Unterkühlung bei Säuglingen und Überschwemmungen in Zeltlagern für Binnenflüchtlinge häufen sich.
Rund 100 Geiseln in Hamas-Gewahrsam
Es wird angenommen, dass die Hamas weiterhin etwa 100 Geiseln im Gazastreifen festhält, wobei unklar ist, wie viele von ihnen noch am Leben sind. Mehrere Versuche, eine Waffenruhe zu erreichen und Geiseln gegen palästinensische Häftlinge auszutauschen, waren bislang erfolglos. Die Angehörigen von Opfern des Massakers vom 7. Oktober fordern eine offizielle Untersuchung des Verhaltens der Regierung, während der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu unter Druck gerät, Verantwortung für die Sicherheitsvorkehrungen und das Versagen vor dem Terrorangriff zu übernehmen.