Nach schweren Messerattacken im öffentlichen Raum wird zunehmend die Etablierung von Waffenverbotszonen gefordert. Doch welche tatsächlichen Effekte zeigen diese Zonen? Eine Analyse am Beispiel Stuttgart.
Nach dem Terroranschlag von Solingen Ende August 2024 war der Druck auf die Politik enorm. Die Bundesregierung verschärfte nicht nur das Waffenrecht bezüglich Messern, sondern mehrere Städte führten daraufhin spezielle Waffenverbotszonen ein. Diese Zonen verhindern nicht nur das Tragen von Waffen wie Messern, auch dürfen Polizeikontrollen ohne Anlass stattfinden.
Nach der Messerattacke in Aschaffenburg fordern weitere Städte, darunter Saarbrücken und Neunkirchen, die Einführung ähnlicher Zonen.
In Berlin tritt heute eine neue Waffenverbotszone in Kraft. Diese war jedoch bereits vor der Tat in Aschaffenburg beschlossen worden. Die Verbotszonen umfassen den Görlitzer Park, das Kottbusser Tor in Kreuzberg sowie den Leopoldplatz im Wedding, die alle als Kriminalitätshotspots gelten.
Wirkung unter Experten umstritten
Experten diskutieren intensiv über die tatsächliche Wirksamkeit von Waffenverbotszonen. Ob sie als Symbolpolitik gelten oder zur Verbesserung der Sicherheitslage beitragen, bleibt unklar, da bundesweite Statistiken fehlen.
Einzelne Beispiele zeigen jedoch, dass Maßnahmen wie die Waffenverbotszone in Stuttgart seit ihrer Einführung im Februar 2023 als erfolgreich betrachtet werden. Der Gemeinderat hat beschlossen, die Zone bis Februar 2027 zu verlängern.
“Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass tatsächlich Messer beschlagnahmt wurden, was auf den Umlauf solcher Waffen zu bestimmten Zeiten hinweist”, erklärt ein Sprecher der Stadt. Besonders häufig wurden bei Kontrollen am Wochenende abends Waffen sichergestellt.
Macheten, Springmesser, Bajonette
Die Menge an konfiszierten Waffen, die hier demonstriert wird, ist alarmierend: Eine Machete von über einem halben Meter Länge, das Bajonett eines Gewehrs und verschiedene Klappmesser wurden bei Kontrollen in der Umgebung des Schlossplatzes sichergestellt. In den letzten zwei Jahren wurden insgesamt 116 verbotene Waffen beschlagnahmt, einschließlich Schlagstöcken und Reizgas.
Der Polizeipräsident hat die Verlängerung der Waffenverbotszone begrüßt und stellt fest, dass die Zahl der Tötungsdelikte seither gesunken ist, während die der Messerdelikte bundesweit steigt. Dies erfordere eine langfristige Beibehaltung der Verbotszone.
Kritik kommt von der politischen Linken, die befürchtet, dass die Maßnahme hauptsächlich junge Männer mit Migrationshintergrund kriminalisiert. Die Polizei weist diese Vorwürfe jedoch zurück.
Forderung nach mehr Gewaltprävention
Ein Experte für Kriminologie warnt vor einer einseitigen Betrachtung der Gewaltkriminalität. Mehr Gewaltprävention, etwa durch Empathie- und Konfliktlösungstrainings in Schulen, sei entscheidend für die Bekämpfung von Gewalt.
Diese tiefere Analyse könnte helfen, die häufig hitzig geführten Debatten über neue Messerattacken zu beruhigen und langfristige Lösungen zu finden.
Verbotszonen bekämpfen nur Symptome
Forschungsergebnisse zeigen, dass Waffenverbotszonen allein nur Symptome bekämpfen. Neben den Kontrollen ist es wichtig, integrative Sozialarbeit und präventive Maßnahmen anzubieten, um die Sicherheit tatsächlich zu steigern. “Es ist ein Bündel an Maßnahmen, die zusammen Wirkung entfalten”, sagt der Polizeipräsident.
Welchen Einfluss die Waffenverbotszonen auf die allgemeine Sicherheit haben, bleibt jedoch ein umstrittenes Thema.