FAQ
Hamburger Wählerinnen und Wähler stehen heute erneut an den Urnen, um ihr Landesparlament zu wählen. Im Gegensatz zur Bundessituation ist die Ausgangslage für die SPD in Hamburg deutlich besser. Wer tritt an? Welche Themen bewegen die Bevölkerung? Hier ist der Überblick zur Wahl.
Die Ausgangslage
Im Gegensatz zur Bundestagswahl, die vergangene Woche stattfand, ist die SPD bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg nicht von einem Debakel bedroht. Die politische Kontinuität in Hamburg ist seit Jahren sozialdemokratisch geprägt.
An der Elbe und Alster ist keine Wechselstimmung auszumachen: Die Hansestadt wird seit 1957 überwiegend von Sozialdemokraten regiert. Derzeit steht unter Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ein ruhiges Bündnis aus SPD und Grünen an der Spitze, während die CDU nur in den 2000er-Jahren für eine Dekade den Rathauschefsitz besetzte.
Trotz deutlicher Verluste bei der Bundestagswahl bleibt die SPD in Hamburg mit fast 23 Prozent die stärkste Kraft. Sie strebt an, die bundesweit einzige Landtagswahl in diesem Jahr als Gewinnerin zu verlassen, wenn auch mit Verlusten.
Der Wahlkampf wurde stark von der vorgezogenen Bundestagswahl und den damit verbundenen politischen Debatten über Migration und Außenpolitik geprägt. Während CDU, Linke und FDP die Wahl in Hamburg vorziehen wollten, blieben SPD und Grüne standhaft und lehnten dies aus rechtlichen Gründen ab.
Hamburg in Zahlen
Hamburg ist mit etwa 1,9 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Der Stadtstaat erstreckt sich über nur 755 Quadratkilometer und ist das zweitkleinste Bundesland. Dies führt zu einer Bevölkerungsdichte von über 2.000 Menschen pro Quadratkilometer, was im Vergleich zu anderen Metropolen relativ gering ist.
Mit einem Durchschnittsalter von 42,3 Jahren ist Hamburgs Bevölkerung die jüngste in Deutschland. Die Arbeitslosenquote liegt bei 8,4 Prozent, über dem Bundesdurchschnitt von 6,4 Prozent.
Hamburg ist wirtschaftlich stark und trägt überproportional zur nationalen Wertschöpfung bei. Das Bruttoinlandsprodukt betrug 2023 knapp 151 Milliarden Euro, was einem Pro-Kopf-Wert von etwa 79.000 Euro entspricht – der höchste in Deutschland.
Die wirtschaftliche Stärke liegt unter anderem in Hamburgs Rolle als Verkehrsknotenpunkt im internationalen Handel. Der Hamburger Hafen ist der größte Seehafen Deutschlands und der drittgrößte in Europa. Zudem ist Hamburg ein bedeutendes Industriezentrum, insbesondere im zivilen Flugzeugbau.
Das Landesparlament, die Hamburgische Bürgerschaft, hat mindestens 121 Sitze und wird alle fünf Jahre direkt gewählt. Der Erste Bürgermeister wird nicht direkt gewählt, sondern von den Abgeordneten der Bürgerschaft bestimmt.
Und abgesehen davon? Hamburg bietet eine Vielzahl an Attraktionen und kulturellen Erlebnissen – und heute stehen die Wahlen an.
Wie wird abgestimmt – und wer ist wahlberechtigt?
Für die Bürgerinnen und Bürger Hamburgs ist dies der zweite Wahlsonntag in Folge. Nach der Bundestagswahl steht jetzt die Bürgerschaftswahl an. Bei der Hamburg-Wahl liegt das Wahlalter bei 16 Jahren, und alle Deutschen, die seit mindestens drei Monaten in der Stadt wohnen, sind wahlberechtigt. Dies betrifft laut Landeswahlamt insgesamt 1.318.101 Wahlberechtigte.
Bei der Abstimmung gibt es zwei Stimmzettel – einen für die Landesliste (Zweitstimme) und einen für die Kandidatinnen und Kandidaten aus dem jeweiligen Wahlkreis (Erststimme). Wähler dürfen maximal zehn Stimmen abgeben – fünf auf jedem Zettel.
Wichtige Themen im Wahlkampf
Umfragen zeigen, dass zentrale Themen der Wähler die Verkehrs- und Wohnungspolitik sind. Diese als typische Großstadtthemen gelten als drängend, insbesondere im Hinblick auf steigende Mieten und Staus. Auch die Innere Sicherheit ist ein wichtiger Faktor für die Wähler, während Migrations- und Bildungspolitik weniger Beachtung finden.
Sechs von zehn Hamburgerinnen und Hamburger gaben an, dass für sie die Landespolitik eine entscheidendere Rolle bei ihrer Wahlentscheidung spielt als die Bundespolitik.
Die Spitzenkandidaten im Überblick
Für die SPD wird Amtsinhaber Peter Tschentscher (59) erneut antreten. Seit 2018 ist er Bürgermeister und trat damals die Nachfolge von Olaf Scholz an. Tschentscher, der politisch als sachlich und zurückhaltend gilt, hat seit seinem Eintritt in die SPD im Jahr 1989 verschiedene Ämter innegehabt.
Die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Fegebank (48) hat sich seit ihrem Eintritt 2004 schnell in der Partei hochgearbeitet und ist seit nahezu einem Jahrzehnt Mitglied des Senats. Fegebank strebt an, Hamburgs erste Frau in der Position der Ersten Bürgermeisterin zu werden.
Dennis Thering (40) führt die CDU in die Bürgerschaftswahl. Nach einer Wahlniederlage 2020 übernahm er die Fraktionsspitze und hat die CDU seitdem stabilisiert.
Die Linkspartei wird von Cansu Özdemir (36) repräsentiert, die 2015 Co-Vorsitzende der Linksfraktion wurde und erneut als Spitzenkandidatin antritt.
Dirk Nockemann (66) leitet die AfD seit 2017 und hat seitdem die politische Landschaft der Stadt mitbestimmt.
Umfrageergebnisse
Laut einer aktuellen Umfrage käme die SPD bei der Bürgerschaftswahl auf 32 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 18 Prozent und der CDU mit 17 Prozent. Linke und AfD würden jeweils 10 Prozent erhalten, während andere Parteien unter der Fünf-Prozent-Hürde bleiben.
Obwohl die SPD in Hamburg deutlich stärker abschneidet als im Bund, könnte das Ergebnis dennoch als Rückschlag gewertet werden, da sie bei der letzten Bürgerschaftswahl 39,2 Prozent erzielte.
Auch die Grünen könnten ihre Rekordergebnisse von 2020 nicht wiederholen, während die CDU laut Umfragen an Zustimmung gewinnen könnte.
Auswirkungen auf die Regierungsbildung
Die Rahmenbedingungen der Hamburg-Wahl waren lange Zeit klar, doch die letzten Wochen könnten neue Spannung in die Wahl bringen. Die CDU ist den Grünen dicht auf den Fersen, und die Mehrheit für Rot-Grün könnte gefährdet sein.
Tschentscher setzt sich für eine stabile Koalition mit den Grünen ein, während eine Zusammenarbeit mit Linken und CDU als unwahrscheinlich erscheint. Thering zeigt sich hingegen offen für eine Zusammenarbeit mit der SPD, um eine neue Regierungskoalition zu bilden.
Fegebank warnt davor, eine Rot-Schwarz-Koalition in Betracht zu ziehen, und plädiert für die Fortsetzung der stabilen Rot-Grünen Regierung.
Die Linke zeigt sich überrascht von den Unterstellungen der Regierungsunwilligkeit, und es bleibt abzuwarten, welche Mehrheiten in der neuen Bürgerschaft tatsächlich möglich sind.