Inmitten der intensiven Debatten im Bundestagswahlkampf hat Innenministerin Faeser die Forderung nach mehr Respekt für zugewanderte Menschen betont. Der Migrationsbericht für 2023 zeigt, dass die Nettozuwanderung im Vergleich zum Vorjahr signifikant zurückgegangen ist.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sprach sich für mehr Anerkennung für gut integrierte Migrantinnen und Migranten aus. Diese Menschen sind längst zu einem selbstverständlichen Teil der Gesellschaft geworden und tragen entscheidend zur Funktionsfähigkeit des Landes in vielen Bereichen bei, wie Faeser anlässlich der Kabinettssitzung zum Migrationsbericht 2023 erklärte.
Sie nannte Gesundheitswesen, Pflege sowie die Industrie als Schlüsselsektoren. “Was diese Menschen leisten, verdient höchsten Respekt”, unterstrich Faeser.
Dem Migrationsbericht zufolge leben 2023 etwa 25 Millionen Menschen in Deutschland, die selbst oder deren Eltern zugewandert sind. “Das entspricht fast 30 Prozent unserer Bevölkerung”, betonte Faeser. Rund die Hälfte der Personen mit Migrationshintergrund verfügte 2023 über die deutsche Staatsangehörigkeit. In diesem Kontext warnte Faeser: “Wenn darüber diskutiert wird, wie man Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit entziehen kann, schafft das den Eindruck von Bürgern erster und zweiter Klasse.”
Rückgang der Flüchtlingszahlen aus der Ukraine
Der aktuelle Migrationsbericht zeigt für 2023 einen deutlichen Rückgang der Nettozuwanderung im Vergleich zum Vorjahr. Rund 1,93 Millionen Menschen wanderten 2023 nach Deutschland ein, während 1,27 Millionen aus dem Land fortzogen. Die Nettozuwanderung lag damit 55 Prozent unter dem Wert von 2022, was vor allem auf die sinkenden Flüchtlingszahlen aus der Ukraine zurückzuführen ist.
Im Vorjahr hatte die Nettozuwanderung mit nahezu 1,5 Millionen Menschen einen Rekordwert erreicht. Während 2022 über 1,1 Millionen Menschen aufgrund des russischen Angriffs nach Deutschland flüchteten, sank diese Zahl im Jahr 2023 auf etwa 276.000.
Trotzdem stellt diese Gruppe 2023 weiterhin die größte Zuwanderungsgruppe dar. 14,3 Prozent der Neuzugänge kamen aus der Ukraine. Insgesamt stammen die meisten Zuwanderer aus europäischen Ländern, einschließlich der Türkei (63,4 Prozent), wobei etwa die Hälfte aus der Europäischen Union stammt.
Zuwanderung und Fortzüge überwiegend innerhalb Europas
Ein Anstieg der Einwanderung aus der Türkei (6,5 Prozent) und Polen (5,5 Prozent) wurde verzeichnet, während die Zahl der Zuwanderer aus Rumänien (9,8 Prozent) gesunken ist. Außerhalb Europas ist Syrien mit 5,3 Prozent das Land, aus dem die meisten Migranten nach Deutschland kommen.
Bei den rund 1,27 Millionen Fortzügen dominierten im Jahr 2023 die europäischen Zielstaaten mit 70,5 Prozent. Die meisten Zuwanderer verließen Deutschland in Richtung Rumänien (13,6 Prozent), gefolgt von der Ukraine (12,2 Prozent), Polen (7,2 Prozent) und Bulgarien (4,8 Prozent).