Kurzes Gastspiel auf Weltbühne
Lothar de Maizière wird 85 – Ein Blick auf das Erbe des letzten DDR-Ministerpräsidenten
02.03.2025, 10:12 Uhr
Die CDU erlebte 1990 einen überraschenden Sieg bei den ersten und einzigen freien Wahlen der DDR, aus denen Lothar de Maizière als Ministerpräsident hervorging. Seine Amtszeit war kurz, doch sein Platz ist in den Geschichtsbüchern sicher.
Als erster demokratisch gewählter und gleichzeitig letzter Ministerpräsident der DDR verhandelte Lothar de Maizière den Zwei-plus-Vier-Vertrag, der die Bedingungen für die deutsche Wiedervereinigung festlegte. Nach dieser politischen Phase zog er sich zeitnah ins Privatleben zurück und kehrte seiner einstigen Karriere als Anwalt zurück. An diesem Sonntag feiert de Maizière seinen 85. Geburtstag.
Nach seiner politischen Laufbahn blieb de Maizière bescheiden. In einem Interview sprach er von Erleichterung nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990: “Ich wusste, ich werde dieses Joch los, dann sind andere dran.”
Von der Musik zur politischen Schlüsselrolle in der deutschen Einheit
Geboren in Nordhausen, stammt de Maizière aus einer Hugenottentfamilie. Zuvor Musiker, musste er aufgrund gesundheitlicher Probleme einen Berufswechsel vornehmen. Er wurde Anwalt und erlangte während der DDR Bekanntheit durch die Verteidigung politischer Verfolgter sowie Wehrdienstverweigerer.
Als Mitglied der Ost-CDU seit 1956 übernahm de Maizière im November 1989 die Führung der Partei und brachte einen marktwirtschaftlichen Kurs ein. Sein Engagement führte ihn in die Regierung von Hans Modrow, wo er als stellvertretender Ministerpräsident und Minister für Kirchenfragen tätig war.
Nach dem unerwarteten Triumph der CDU bei den ersten freien Wahlen am 18. März 1990 formte de Maizière eine Koalition mit der SPD und den Liberalen, wobei Angela Merkel seine Vizeregierungssprecherin wurde. Die letzte DDR-Regierung betrachtete den geordneten Übergang zur deutschen Einheit als Hauptaufgabe.
De Maizière sah sich als Vertreter der DDR-Bürger und versuchte, während der wirtschaftlichen Umbrüche das Beste für die Menschen zu erreichen. Den emotionalsten Moment seiner Amtszeit erlebte er bei der Unterzeichnung des Zwei-plus-Vier-Vertrags am 12. September 1990.
Einen Tag nach der deutschen Einheit trat de Maizière als Minister in die gesamtdeutsche Bundesregierung ein, doch Stasivorwürfe stellten eine Herausforderung für seine Karriere dar. Diese Vorwürfe wurden nie belegt, jedoch führten zunehmende Konflikte mit der CDU-Zentrale und Spannungen mit Helmut Kohl zu seinem Rückzug aus der Politik im September 1991.
Führungsrolle im Petersburger Dialog
Zwischen 2005 und 2015 war de Maizière auch öffentlich aktiv als Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Petersburger Dialogs, ein Format zur Förderung des Deutsch-Russischen Austauschs, initiiert von einem ehemaligen Bundeskanzler und dem russischen Staatschef.
De Maizières berufliche Laufbahn, die er humorvoll als “Abstieg” bezeichnete – von der Musik zur Politik – sichert ihm dennoch einen festen Platz in der Geschichte.