Katerstimmung in der Branche
Kleine Games-Firmen kämpfen ums Überleben
20.08.2024, 14:29 Uhr
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Nach einem Boom während der Corona-Pandemie sieht sich die Games-Branche mit einer deutlichen Marktsättigung konfrontiert. Besonders kleine Studios sind auf der Suche nach neuen Perspektiven.
Die Gamescom, die weltgrößte Computerspielemesse, steht vor der Tür und bleibt für einige kleinere Studios wie Suspicious Games eine verpasste Gelegenheit. Der Gründer Dennis Quaisser hatte sein Abenteuer-Computerspiel “Projekt Waldkauz” über drei Jahre entwickelt, mit finanzieller Unterstützung des FilmFernsehFonds Bayern. Jetzt ist der Betrieb jedoch eingestellt, da die finanziellen Mittel erschöpft und ein Marktstart nicht in Sicht ist.
Die Schließung von Suspicious Games ist leider kein Einzelfall. Auch das Münchner Studio Mimimi hat jüngst sein Spiel “Shadow Gambit: The Cursed Crew” veröffentlicht und die Pforten geschlossen, während andere Firmen wie Flying Sheep, Piranha Bytes und Threaks ebenfalls mit Herausforderungen kämpfen. Threaks, bekannt für seine innovativen Spiele, hat den eigenen Betrieb eingestellt und warnt vor einer kalten Realität im Markt.
Wachstumsverlangsamung in der Branche
Aktuelle Zahlen des Branchenverbands Game zeigen, dass das Wachstum in der deutschen Games-Industrie stagniert. Während die Zahl der Unternehmen im Jahr 2021 um 20 Prozent auf 749 anstieg, betrug das Wachstum im Jahr 2023 nur noch 15 Prozent, was die Branche alarmiert. Im ersten Halbjahr 2024 wurden lediglich 948 Firmen gezählt, was einem Anstieg von nur vier Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Beschäftigtenzahl stieg um nur 3,5 Prozent, deutlich weniger als der vorhergehende Vergleichswert von 7 Prozent im Jahr 2023.
Die negativen Auswirkungen sind vor allem in den kleinen Studios spürbar. Obwohl der Gesamtmarkt weiterhin als Wachstumsbranche gilt, sind die Herausforderungen für kleinere Entwickler signifikant. Die Jahre der Pandemie hatten kurzfristig zu einem Anstieg in Beschäftigung und Umsatz geführt, doch aktuell verzeichnet die Branche im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatzrückgang von acht Prozent.
Ein kleiner Bruchteil des Gesamtmarktes entfällt auf in Deutschland entwickelte Spiele, was die Wettbewerbssituation für einheimische Studios zusätzlich erschwert. Größere Unternehmen dominieren die meisten Erlöse, während viele kleine Studios kaum Fuß fassen können.
Unabhängige Studios unter Druck
Ein Beispiel für Stabilität in der Branche ist Deck 13 aus Frankfurt, das unter der finanziellen Sicherheit einer französischen Muttergesellschaft erfolgreich operiert. Der Geschäftsführer betont eine risikoarme Wachstumsstrategie in Anbetracht der momentanen Marktentwicklungen.
Im Gegensatz dazu kämpfen kleine, unabhängige Studios ums Überleben. Dennis Quaisser, der ehemalige Chef von Suspicious Games, stellt fest, dass die Konsolidierung des Marktes nach dem Corona-Hoch absehbar war. Er hat inzwischen eine neue Position bei Pixel Maniacs gefunden, während andere Studios ungewiss bleiben.
Der Branchenverband Game zeigt sich besorgt über die ungünstigen Rahmenbedingungen im Vergleich zu anderen Ländern und kritisiert die schwierige Förderlandschaft in Deutschland. Auch die Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums, die Annahme von Förderanträgen zu stoppen, wird als schwerwiegendes Hindernis wahrgenommen.
Bundesförderung für die Games-Branche
Für das Jahr 2024 stehen 50 Millionen Euro an Bundesmitteln bereit, diese konzentrieren sich jedoch auf Projekte, die vor Mai 2023 eingereicht wurden. Während eine Sprecherin des Ministeriums das Wachstum der Unternehmen und Beschäftigten positiv hervorhebt, fordert die Branche deutlich mehr Unterstützung.
Die Kunst- und Kulturbeauftragte des Bundes hat eine bedeutende Förderung erhalten, doch die Umsetzung lässt noch auf sich warten. Die Branche hofft auf positive Entwicklungen und mehr Förderung für die Zukunft, während sich 2025 erneut Bundesmittel in Höhe von 50 Millionen Euro in Aussicht stehen.