Gastronomen haben erneut die Preise erhöht, unter anderem wegen der gestiegenen Mehrwertsteuer. Ein massives Sterben der Betriebe bleibt aber vorerst aus.
Die Gastronomie leidet weiterhin unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und der hohen Inflation. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der preisbereinigte Umsatz der Branche im vergangenen Jahr knapp 16 Prozent unter dem Niveau von 2019, vor der Pandemie. Insbesondere im Dezember 2022 verzeichnete die Branche einen Umsatzrückgang von einem Fünftel im Vergleich zu Dezember 2019.
Im Januar 2024 wurde die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants von 7 auf 19 Prozent angehoben. Dies führte dazu, dass Gastronomen die Preise stark erhöhten. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Umsatz zwar nur geringfügig, inflationsbereinigt jedoch um 3,8 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass einige Restaurants weniger Gäste hatten, die zudem preisbewusster bestellten.
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Dehoga-Verbandes, äußerte sich kritisch zu den Folgen der Mehrwertsteuererhöhung. Eine Umfrage des Branchenverbands ergab, dass zwei Drittel der Mitgliedsbetriebe von Ertragsrückgängen berichteten, während nahezu ebenso viele einen Rückgang der Gästezahlen feststellten. Der Verband fordert eine Rückkehr zur siebenprozentigen Umsatzsteuer, ein Anliegen, das auch in den Wahlprogrammen der Union und FDP zu finden ist.
Erholung in den Großstädten
Trotz der vorhergesagten Insolvenzwelle kam es bislang nicht zu einem massiven Rückgang an Gastronomiebetrieben. Bis Oktober des vergangenen Jahres wurden knapp 1560 Insolvenzen verzeichnet, was darauf hindeutet, dass die Gesamtzahl der Pleiten im Jahr 2024 wahrscheinlich über dem Vorjahresniveau von 1530 liegen wird. Im Vergleich zu den über 2040 Insolvenzen im Jahr 2019 ist dies jedoch deutlich niedriger. Zudem gibt es eine Annäherung zwischen Betriebsaufgaben und Neugründungen.
Die jüngsten Insolvenzen könnten auch auf Nachholeffekte aus der Pandemie zurückzuführen sein. Der Gastronomie-Sektor gehörte zu den großen Verlierern der Krise, erhielt jedoch zahlreiche staatliche Hilfen, darunter Zuschüsse und Kurzarbeitergeld.
Obwohl die Umsatzsteuer gesenkt wurde, stiegen die Preise in der Branche insgesamt stärker als in der Gesamtwirtschaft. Laut Ifo-Institut 2023 konnten die Betriebe gestiegene Kosten für Personal, Lebensmittel und Energie teils weitergeben, ohne erhebliche Rückgänge bei den Gästezahlen zu verzeichnen. Dabei zeigen sich jedoch große regionale Unterschiede: In Großstädten lagen die Umsätze preisbereinigt über dem Vor-Corona-Niveau, während die Gastronomie in ländlichen Gebieten oft stärker belastet ist.
Ökonomen sind der Ansicht, dass der Grund für eine niedrigere Mehrwertsteuer mit dem Ende der Pandemie entfällt. Ein Strukturwandel in der Branche sollte nicht durch Dauer-Subventionen begleitet werden, da die durchschnittlichen Ausgaben für Restaurantbesuche mit höheren Haushaltseinkommen steigen und die niedrigere Mehrwertsteuer somit wohlhabende Haushalte begünstigt. Diese Thematik wurde auch vom Leibniz-Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim angesprochen.