Klick für Klick ins Burnout
Warum Online-Dating so anstrengend ist
08.09.2024, 10:33 Uhr
Online-Dating ist weit verbreitet, doch die Suche nach der großen Liebe im Netz kann oft frustrierend sein. Dies liegt nicht nur an der Monotonie des Wischens, sondern auch an den hohen Erwartungen und dem Druck zur Selbstoptimierung der Nutzer.
Mit einem Smartphone in der Hand und der Dating-App geöffnet, wird in Sekundenschnelle entschieden: Gefällt mir diese Person oder nicht? Jeder Klick führt zu einem neuen möglichen Partner.
Aktuellen Umfragen zufolge haben bereits 20 Millionen Deutsche Plattformen wie Tinder, Parship und Bumble genutzt, und etwa 60 Prozent von ihnen haben durch Online-Dating eine feste Beziehung gefunden.
Unsicherheit bei jungen Menschen
Insbesondere junge Menschen sind beim Online-Dating häufig überfordert. Eine Untersuchung enthüllt, dass mehr als die Hälfte der Befragten zwischen 18 und 30 Jahren sich durch die Vielzahl an Optionen irritiert fühlt, wobei Frauen häufiger betroffen sind.
Gründe hierfür sind bearbeitete Fotos und die Fülle an Möglichkeiten im Internet. Tägliche Konfrontationen mit idealisierten Bildern führen zu höheren Erwartungen an potenzielle Partner. Zudem wird die Realität durch eine Flut an sexuell stimulierenden Inhalten in sozialen Medien verzerrt.
Dating-Burnout
Als eine ernstzunehmende Folge des Online-Datings wird ein sogenannter Dating-Burnout beschrieben, der durch anhaltenden Stress und Frustration entstehen kann. Die Symptome sind emotionale Erschöpfung und ein allgemeiner Rückgang der Lebensqualität, betroffen sind schätzungsweise 14 Prozent der Nutzer.
Besonders riskant sind monotone Interaktionen und das Gefühl, immer wieder dasselbe zu tun, ohne tatsächlich ein Date zu haben. Ghosting, bei dem Nutzer ohne Vorwarnung ignoriert oder blockiert werden, stellt ein weiteres Risiko dar. Personen mit geringem Selbstwertgefühl oder Bindungsängsten sind besonders anfällig.
Die Schattenseiten der Selbstoptimierung
Um sich hervorzuheben, neigen Nutzer dazu, ihre Profile zu optimieren, was jedoch zusätzlichen Stress verursachen kann. Männer und Frauen schummeln häufig bei Angabe von Körpergröße oder Altersangaben. Auch beim Bildungsstand wird oft geschummelt.
Globale Dating-Dynamiken
Forscher haben herausgefunden, dass selbst Menschen in festen Beziehungen Dating-Plattformen nutzen, was unter bestimmten Umständen, wie bei offenen Beziehungen, nicht zwangsläufig negativ ist. Jedoch kann es zu erheblichen Konflikten kommen, wenn ein Partner Unwissenheit über die Aktivitäten des anderen hat.
Ein Vorteil des Online-Datings liegt in der Möglichkeit, über große Distanzen hinweg Beziehungen zu knüpfen. Es führt dazu, dass kulturelle Hintergründe und gesellschaftliche Schichten eine geringere Rolle spielen.
Entgegen gängiger Vorurteile suchen die meisten Menschen nicht nach kurzfristigen Abenteuern – nur 6 Prozent der Nutzer setzen auf Gelegenheitssex, während 71 Prozent eine feste Beziehung anstreben.
Erfolgreich daten: Tipps für die Partnersuche
Einige Experten empfehlen kostenpflichtige Apps, da bezahlende Nutzer oft ernsthaftere Absichten verfolgen. Für jüngere Menschen sind kostenlose Plattformen möglicherweise empfehlenswerter, da sie eine jüngere Zielgruppe ansprechen.
Wichtig ist, authentisch zu bleiben und nicht nur die besten Bilder oder Eigenschaften zu präsentieren. Um die passende Person zu finden, sollte man ehrlich sein: “Um die Nadel im Heuhaufen zu finden, musst du den Heuhaufen abbrennen.”