Seit zweieinhalb Jahren sind bestimmte Plastiktüten im Handel verboten. Immer mehr Kunden bringen ihre eigenen Beutel zum Einkaufen mit. Welche Auswirkungen hat das Plastiktütenverbot auf das Kaufverhalten der Verbraucher?
Vor einem großen Einzelhändler in Berlin-Mitte wurde eine Umfrage zur Nutzung von Einkaufstaschen durchgeführt: Wie transportieren die Kunden hier ihre Einkäufe?
“In der Regel nehme ich eine Tüte, die ich selbst mitgebracht habe, also keine neue”, sagt ein Kunde. “Die kann aus Plastik oder Papier sein. Hauptsache, sie wird wiederverwendet.” Eine andere Kundin fügt hinzu: “Meistens nehme ich einen Jutebeutel mit.” Auch viele andere berichten, dass sie häufig eine Tasche oder einen Rucksack für ihre Einkäufe verwenden.
Für viele Menschen scheint es mittlerweile selbstverständlich zu sein, die eigene Tasche oder den Beutel immer dabei zu haben, um auch spontane Einkäufe ohne neue Tüte zu erledigen.
Umstellung bereits vor dem Verbot
Eine Bio-Supermarktkette in Berlin hat bereits vor Einführung des Plastiktütenverbots auf wiederverwendbare Beutel gesetzt: “Wir haben schon immer mit Papiertüten und unseren wiederverwendbaren Greenie-Taschen gearbeitet”, erklärt der Bezirksleiter der Kette. Die Supermarktkette verfolgt eine grundsätzliche kritische Haltung gegenüber Plastik und strebt an, plastikfrei zu arbeiten, soweit es möglich ist.
Handelsverband zieht positive Bilanz
Der Deutsche Handelsverband (HDE) berichtet von einem erfolgreichen Umstieg auf alternative Einkaufsmöglichkeiten. Laut Stefanie Stadie, Referentin für Umweltpolitik beim HDE, hatten die Kunden bereits vor dem Verbot für Plastiktüten bezahlt, was die Umsetzung des Verbots erleichtert hat: “Vor der gesetzlichen Regelung gab es auch eine freiwillige Selbstverpflichtung. Daher hatten die Handelsunternehmen bereits Erfahrungen gesammelt, und es war kein Problem, dieses Verbot umzusetzen.”
Verbot gilt seit Anfang 2022
Das Plastiktütenverbot ist im Verpackungsgesetz festgelegt und gilt seit Anfang 2022. Es handelt sich jedoch nicht um ein vollständiges Verbot, sondern eher um ein teilweises Verbot. Dünne Knoten- oder Hemdchenbeutel, wie sie oft in der Obst- und Gemüseabteilung zu finden sind, bleiben unter bestimmten Hygienevorschriften weiterhin erlaubt. Auch stabilere Plastiktüten mit einer Wandstärke von mehr als 50 Mikrometern dürfen weiterhin verkauft werden.
Kunststofftaschen sind weiterhin verfügbar
Einige Handelsketten bieten weiterhin Kunststofftüten an, was auf Kritik stößt. Das Umweltbundesamt teilt mit, dass es schon in der Vergangenheit unerfreuliche Entwicklungen mit der Verfügbarkeit von Kunststofftragetaschen gab, die unter 50 Mikrometern liegen.
Dies könnte auch der Grund sein, dass mehrere große Handelsketten Interviewanfragen zum Thema Plastiktüten abgelehnt haben. Stefanie Stadie vom Handelsverband reagiert gelassen auf die Kritik der Umweltbehörde: “Die Unternehmen bewegen sich eindeutig im rechtlichen Rahmen und halten die Gesetze ein.”
Kontrollen stellen Herausforderung dar
In den Bundesländern liegt es in der Verantwortung, die Einhaltung des Plastiktütenverbots zu überprüfen. Auf Bundesebene gibt es bislang keine genauen Zahlen zu Verstößen gegen das Verbot. Insbesondere kleine Geschäfte sind schwer zu kontrollieren. Zudem liegen bisher keine Informationen über die Auswirkungen auf die Umwelt vor.
Dennoch zeigt sich, dass viele Menschen bereit sind, mehr für die Umwelt zu tun, möglicherweise sogar mehr, als das Gesetz vorschreibt. Einige Verbraucher wünschen sich ein komplettes Verbot von Plastiktüten: “Das würde mich persönlich nicht stören”, sagt eine Kundin in Berlin-Mitte. “Dann wird es eben abgeschafft. So ist es. Und irgendwann stört es ja auch niemanden mehr.”