Die Wählerpräferenzen der jungen Generation verändern sich. In Brandenburg wird deutlich, dass die Debatte um Asylpolitik und innere Sicherheit auch die 16- bis 24-Jährigen beeinflusst.
Josephin Schreiber, 23 Jahre alt, ist auf der Suche nach ihrer Wahlentscheidung in Treuenbrietzen. Sie ringt mit Themen wie Umweltschutz und der Ukraine-Krise. Besonders brisant für sie ist die Asylpolitik: Einige Positionen der AfD findet sie ansprechend, doch aus Rücksicht auf die deutsche Geschichte möchte sie die Partei nicht wählen.
Bei der Linken und anderen demokratischen Parteien empfindet sie die Asylpolitik als “zu ungenau”. Sie äußert, dass es keinen klaren Rahmen für Zuwanderung gibt und eine Balance in der Debatte fehlt, die klare Maßnahmen erfordert.
Asylpolitik als zentrales Thema der Wahl?
An der Gesamtschule in Treuenbrietzen, wo die 16-Jährigen ihre politische Premiere erleben, zeigt sich ein klarer Wandel in den Prioritäten. Während beim letzten Urnengang der Klimaschutz noch im Vordergrund stand, betont Bennett Schindewolf heute die Bedeutung der Migrationspolitik: “Wir sollten den Umweltschutz nicht über alles andere stellen. Themen wie Wohnungsbau und Mieterhöhungen sind ebenso wichtig.”
Bennett, ein 16-Jähriger, ist aktiver Follower von politischen Diskussionen und zeigt Interesse an politischen Figuren wie Alice Weidel. Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass rechte Parteien auf sozialen Medien besonders gut bei jungen Wählern abschneiden.
Linke und rechte Ansichten in der Wahlentscheidung
Mitschüler Marvin Fechner beobachtet, dass die Ängste vieler junger Wähler wachsen und sie dazu neigen, die AfD zu wählen, wenn sie die Positionen der Grünen bezüglich Einwanderung betrachten. Auch er hat noch unsicher, wem er seine Stimme geben wird.
“Ich habe einige Ansichten, die eher rechtsgerichtet sind, und andere, die ich als links betrachte”, erklärt Marvin. “Möglicherweise werde ich die CDU oder FDP wählen; viele der Aussagen von Friedrich Merz oder Markus Söder kann ich nachvollziehen.”
Bei der U16-Wahl in Brandenburg erzielte die AfD 29,7 Prozent der Stimmen, gefolgt von der SPD mit 15,1 Prozent und der CDU mit 12,6 Prozent. Die Tierschutzpartei erhielt knapp 12,0 Prozent. Ein Bündnis, das von Sahra Wagenknecht angeführt wird, sammelte 8,1 Prozent der Stimmen. Auch die Linke und die Grünen konnten mit 6,6 und 5,3 Prozent die fiktive Fünf-Prozent-Hürde überschreiten. Insgesamt haben 4.736 Kinder und Jugendliche an der Wahl teilgenommen.
BSW als Option für junge Wähler?
Dustin Märschenz, 16, aus Altlandsberg, äußert, dass er über die finanzielle Lage von Rentnern besorgt ist. “Erst sollten wir uns um die eigenen Mitbürger kümmern, bevor wir anderen helfen”, sagt er.
Dustin hat sich gegen die AfD entschieden, sieht jedoch das Bündnis Sahra Wagenknecht als mögliche Alternative. “Wagenknecht versucht, sowohl Jugendlichen als auch Rentnern gerecht zu werden”, meint er. “Sie fordert ein gerechtes Vorgehen gegen Migranten und Deutsche, die gegen die Regeln verstoßen.”
Während die Grünen bei der Landtagswahl 2019 noch die Präferenzen junger Wähler dominierten, zeichnet sich für die bevorstehende Wahl ein anderer Trend ab.