Einsamkeit ist ein drängendes Problem, das viele Menschen betrifft. Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Gefühl der Isolation weiter verbreitet ist als angenommen und der Bedarf an Unterstützung enorm.
“Manchmal frage ich mich am Morgen, warum ich aufstehe. Ich habe nichts, worauf ich mich freuen kann. Jeder Tag scheint identisch zu sein”, erzählt eine Betroffene. Die 64-Jährige bereitet sich in ihrer kleinen Küche einen Tee vor. “Ich stehe auf und finde nur Wege, um den Tag zu überstehen.”
Ihre Einsamkeit begann 2018, als ihr Mann ins Pflegeheim zog. Alle sozialen Kontakte brachen ab. “Früher war ich oft unter Menschen, doch dann zog ich mich immer mehr zurück. Ich habe Angst, nicht wahrgenommen zu werden, und die Einsamkeit hat mich krankgemacht.”
Diese Einsamkeit führte zu Depressionen, dennoch hat sie Unterstützung gefunden. Eine Seniorenberaterin besucht sie, um ihr neue Hoffnung zu geben. Sie setzt sich gemeinsam mit ihr auf das Sofa und erklärt, dass viele einsame Menschen oft in ihrem Zuhause gefangen sind und ihre Probleme nicht öffentlich teilen.
Einsamkeit weit verbreitet
Neue Studien belegen, dass Einsamkeit weiter verbreitet ist. Jeder zweite Befragte über 40 Jahren berichtet von Einsamkeit. Außerdem sind jüngere Menschen nicht nur häufig betroffen, sondern leiden oft intensiver unter diesem Gefühl.
Eine Untersuchung zeigt, dass Menschen mit niedrigem Bildungsstand in sieben analysierten EU-Ländern häufiger unter Einsamkeit leiden. Besonders stark betroffen sind junge Menschen.
“Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind nach wie vor spürbar”, sagt eine Expertin. “Die Anzahl der einsamen Menschen ist gestiegen, vor allem bei benachteiligten Jugendlichen, die sich zusätzlich durch Diskriminierung isoliert fühlen.”
Sportangebote und Vereine helfen
Besonders für junge Menschen sind Sportangebote und offene Jugendtreffs von großer Bedeutung. Während der Corona-Phase wurden diese Gelegenheiten stark limitiert und sind nun durch politische Einsparungen gefährdet. “Es ist entscheidend, dass junge Menschen weiterhin Möglichkeiten zur persönlichen Begegnung haben”, so die Expertin.
Viele Vereine benötigen finanzielle Unterstützung. Das Land NRW fördert eine Hotline für einsame Menschen, wo Betroffene täglich anonym Unterstützung erhalten können.
Eine Ehrenamtliche beschreibt: “Die Menschen in Deutschland laufen Gefahr, einsamer zu werden. Es ist wichtig, das Thema enttabuisieren und auf politischer Ebene anzugehen.” Die Hotline wird mittlerweile von bis zu 250 Menschen täglich in Anspruch genommen.
Konsequenzen für Gesundheit
Einsamkeit hat schwerwiegende Folgen für die physische und psychische Gesundheit. Dies betrifft nicht nur ältere, sondern zunehmend auch jüngere Menschen. Die gesellschaftliche Verantwortung ist entscheidend, um effektiv gegen Einsamkeit vorzugehen.
Es sind gezielte Maßnahmen erforderlich, um Einsamkeit zu reduzieren: mehr Prävention, online Beratung und Unterstützung durch Fachkräfte.
Anlaufstellen fallen weg
Eine Seniorenberaterin führt täglich Gespräche und organisiert Treffen, doch ihre Stelle wird Ende Dezember geschlossen. “Die Menschen können uns weiterhin anrufen, aber wir sind keine Anlaufstelle mehr”, sagt die Beraterin.
Einsamkeit kann das gesamte Leben dominieren, wie bei der Betroffenen, die von ihrer Erkrankung recht deutlich berichtet. Sie wünscht sich, dass das Thema von der Gesellschaft ernst genommen wird und dass Menschen bereit sind zu helfen, um die Einsamkeit zu überwinden.