Der US-Wahlkampf gewinnt mit Kamala Harris und Tim Walz an Dynamik. Ihr neuer, optimistischer Stil weckt Euphorie unter den Demokraten. Könnte die deutsche Ampelkoalition hiervon lernen?
“America, hope is making a comeback!”, ruft Kamala Harris enthusiastisch im United Center in Chicago. Der neue Optimismus unter den US-Demokraten ist stark spürbar. Auch ihr Stellvertreter Tim Walz bedankt sich: “Danke, dass du uns die Freude zurückgebracht hast.”
Die Wahlkampfstrategie der US-Demokraten setzt stark auf Emotionen anstatt auf detaillierte Inhalte, wie der Politikberater Johannes Hillje betont. Hinter der charakteristischen amerikanischen Inszenierung stecken jedoch auch fundamentale Werte: Freiheit, Solidarität, Mitgefühl und Rechtsstaatlichkeit. Diese positiven Werte generieren positive Emotionen und mobilisieren die Wähler.
Deutsche Politik hat oft keine Visionen
Hillje hebt hervor, wie essenziell emotionale Ansprache für die politische Kommunikation ist. Er fordert von der Bundesregierung, verstärkt auf emotionsgeladene Botschaften zu setzen, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Allerdings warnt er: “Hoffnung ist eine zukunftsorientierte Emotion. Doch oftmals fehlt der deutschen Politik die Vision, da man sie häufig mit Utopie assoziiert und abwertet. Die politische Emotionskultur in Deutschland bleibt zurückhaltend.”
“Die AfD verwendet auch positive Bilder”
Eine deutsche Partei, die gezielt auf Emotionen setzt, ist die AfD. Laut Hillje spielt nicht nur die Angst vor Migration eine Rolle, sondern es werden zunehmend positive Emotionen in den Wahlkampf integriert. Beispielhafte Slogans wie “Der Osten machts!” zeigen diese Wende.
“Hier kommen positive Bilder und eine optimistische Bildsprache ins Spiel, die Gemeinschaftsgefühl und Identität fördern – und somit Hoffnung stiften.”
“Geht nicht darum, Populisten zu diskreditieren”
Diesbezüglich scheint die AfD der ehemaligen US-Politik voraus zu sein: Neben dem eher negativen Ansatz von Trump im Republikaner-Wahlkampf, konzentrieren sich Harris und Walz darauf, eine klare Botschaft zu schaffen: “Das, was Trump plant, nutzt vor allem ihm und seinen Freunden, nicht euch oder dem Land.”
Der Erfolg dieser Strategie wird bei der US-Präsidentschaftswahl Anfang November sichtbar werden. Auch die Parteien in Deutschland müssen bald entscheiden, wie sie ihre Kampagnen für die Bundestagswahl gestalten wollen.