Analyse
Eine Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Hamburger mit ihrem rot-grünen Senat zufrieden ist. Trotzdem verliert die SPD Stimmen, während die CDU von bestimmten Altersgruppen profitiert. Die AfD bleibt in Hamburg hinter ihren Erwartungen zurück.
Mit knapp 34 Prozent ist die SPD in Hamburg klar stärkste Kraft, ein Ergebnis, das auf Bundesebene derzeit unerreichbar scheint. Erfolgsfaktoren sind der richtige Spitzenkandidat und eine politisch verantwortungsvolle Kursführung, die viele Hamburger überzeugt hat.
In Hamburg herrscht eine Koalition aus SPD und Grünen, mit einer Zufriedenheitsrate von 61 Prozent. Dies steht im starken Kontrast zu den nur 17 Prozent Zufriedenheit mit der Bundesregierung vor der letzten Wahl.
Auch Wähler der CDU und Linken zeigen Zufriedenheit mit dem Senat, 54 und 44 Prozent unterstützen die rot-grüne Koalition. Sogar 16 Prozent der AfD-Anhänger bewerten die Arbeit des Senats positiv.
Der Wohnungsmarkt bleibt ein Problem – auch für die SPD
Trotz zahlreicher Erfolge verliert die SPD im Vergleich zu 2020 an Zustimmung. Gründe sind die bundesweiten Trends und spezifische Probleme in Hamburg, vor allem in der Verkehrspolitik und im Wohnungsbau, wo viele Bürger negative Entwicklungen wahrnehmen.
Während 47 Prozent der Hamburger negative Entwicklungen in der Verkehrspolitik berichten, sind es im Bereich Wohnungspolitik sogar 62 Prozent. Die angestrebte Genehmigung von jährlich 10.000 neuen Wohnungen wurde nicht erreicht, was der Bausenatorin, die der SPD angehört, Angellegenheiten zuschreibt.
SPD weiterhin führend in Kompetenzen
In den Kompetenzrenditen – also den Bereichen, in denen Wähler den Parteien die besten Lösungen zutrauen – bleibt die SPD nach wie vor dominant, obwohl sie in einigen Bereichen die Zustimmung verliert. Außer in der Umweltpolitik liegen die Kompetenzen der SPD über denen aller anderen Parteien.
Die SPD sieht sich jedoch wachsendem Wettbewerb durch andere Parteien, besonders bei wichtigen Themen, gegenüber.
Lob für den SPD-Spitzenkandidaten
Die Wahl des Spitzenkandidaten durch die Hamburger SPD erweist sich als Erfolgsfaktor. Peter Tschentscher würde in einer Direktwahl überlegen gewinnen. Seine politische Arbeit wird auch von CDU- und Linke-Anhängern anerkannt.
Die SPD hat vor allem an Stimmen bei älteren Wählern verloren; eine demographische Gruppe, die die CDU stark profitiert hat.
Der “Klima-Höhenflug” der Grünen ist vorbei
Die Grünen haben seit der Wahl 2020 ebenso wie die SPD verloren und sind jetzt mit etwa 18 Prozent nur noch drittstärkste Kraft, hinter der CDU.
Die Grünen müssen diese Ergebnisse relativieren, da das Ergebnis von 2020 durch den Schwerpunkt auf Umwelt- und Klimaschutz beeinflusst war.
Der Klimaschutz spielt bei den Wahlen heutzutage eine weniger zentrale Rolle, mit nur noch 12 Prozent der Wähler, die angeben, es sei das wichtigste Thema.
Fegebank hat bei älteren Wählern besseren Anklang gefunden
Während die Grünen von der Zustimmung profitieren, ist deren Spitzenkandidatin Katharina Fegebank bei den Wählern unter 35 Jahren schwächer platziert als Tschentscher. Umso bemerkenswerter ist ihr Rückhalt in der älteren Generation.
CDU erzielt Zuwächse nach negativem Rekord von 2020
Die CDU ist der große Gewinner dieser Wahl und erreicht etwa 20 Prozent. Insbesondere ältere Wähler unterstützen sie stark, während das Wachstum bei jungen Wählern begrenzt ist.
Obwohl die CDU hinzugewinnt, bleibt das Ergebnis im Verhältnis zum historischen Tiefstand von 2020 zu betrachten, als sie nur 11,2 Prozent erzielte.
25 Prozent glauben, die CDU könnte es besser machen
Allerdings besteht keine breite Wechselstimmung zur CDU. Nur 25 Prozent der Befragten glauben, dass ein CDU-geführter Senat die anstehenden Aufgaben besser bewältigen könnte.
In Bereichen wie der Flüchtlingspolitik und Wirtschaft zeigt die CDU einige Fortschritte, bleibt jedoch hinter der SPD zurück.
41 Prozent unterstützen den Einsatz der CDU für Autofahrer
Im Wahlkampf setzte die CDU stark auf Verkehrspolitik, was wichtig ist in einer Großstadt. 41 Prozent der Hamburger schätzen die Bemühungen der CDU für Autofahrer, jedoch bleibt der Einfluss auf die Wahl begrenzt.
SPD-Spitzenkandidat wird im CDU-Lager ähnlich gut bewertet
Der CDU-Kandidat Dennis Thering kann mit seiner Bewertung nicht überzeugen. Nur 22 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Im Gegensatz dazu hat der SPD-Kandidat Tschentscher mit 56 Prozent eine ähnliche Zustimmungsrate im CDU-Lager.
Die erzielten Zuwächse der CDU sind jedoch nicht als endgültiger Triumph zu betrachten, da der Abstand zu den historischen Ergebnissen der CDU in Hamburg noch groß ist.
AfD-Positionen zur Migration finden in Hamburg wenig Anklang
Die AfD hat zwar einen Zuwachs, bleibt jedoch mit rund 8 Prozent hinter ihren Erwartungen, was möglicherweise an den liberalen Ansichten der Hamburger liegt.
Die Themen Migration und Sicherheit spielen in Hamburg eine geringere Rolle, wobei viele Bürger mehr Wert auf soziale Themen legen.
Völlig andere Werte im Vergleich zu Sachsen und Thüringen
Die AfD sieht sich in anderen Bundesländern unterstützt, doch in Hamburg ist die Haltung gegenüber Migration weniger ausgeprägt. Blaue Wähler können wenig mit dem Thema anfangen.
In Hamburg sind Sicherheit und Ordnung die entscheidenden Themen, unter denen die AfD minimal zulegen kann.
Das Drogenproblem hat möglicherweise Einfluss auf das Ergebnis der AfD
Die Situation um den Hauptbahnhof, wo eine offene Drogenszene geduldet wird, könnte für eine negative Wahrnehmung der inneren Sicherheit in Hamburg beitragen und die AfD in diesem Bereich unterstützen.
AfD-Spitzenkandidat hat frühere Erfahrungen bei der Schill-Partei
Die Geschichte der Schill-Partei zeigt, dass rechtspopulistische Themen in Hamburg nicht neu sind. Ihr damaliger Erfolg könnte als Vorbild für die heutige AfD betrachtet werden.
Die Linke setzt die SPD stärker unter Druck
Die Linke hat ihre Position in Hamburg ausgebaut und ist mit 11 Prozent vertreten. Die Soziale Gerechtigkeit, ein zentraler Fokus der Linken, gewinnt zunehmend an Bedeutung und wirkt sich negativ auf die SPD aus.
Die Linke fordert Veränderungen, die die SPD herausfordern, insbesondere im Bereich des Wohnungsbaus und der sozialen Gerechtigkeit.
BSW und FDP spielen in Hamburg eine untergeordnete Rolle
In den Umfragen zeigen sich kleinere Parteien wie Volt stärker, während BSW und FDP in Hamburg kaum Bedeutung haben.
Hinweis zur Auszählung in Hamburg
Wegen des komplizierten Wahlrechts erfolgt in Hamburg am Wahlabend nur eine vereinfachte Auszählung, die vollständige Auszählung beginnt erst am Montag. Änderungen in den Ergebnissen sind möglich.