Die Mitgliederzahlen in vielen politischen Parteien sind seit Jahren rückläufig, doch die Situation hat sich nach dem Ende der Ampelkoalition geändert. Eigens motivierte Neumitglieder strömen in die Parteien, insbesondere im Hinblick auf den bevorstehenden Wahlkampf.
Seit dem Ende der Ampelkoalition am 6. November haben sich rund 20.000 Personen den Grünen angeschlossen. Unter ihnen ist auch Grit Glöckner-Kolodziej aus Hückeswagen, die Ende November der Partei beigetreten ist.
Nach dem Koalitionsbruch ist Grit Glöckner-Kolodziej zu dem Schluss gekommen: “Ich möchte aktiv handeln, um zuversichtlich zu bleiben.” Ihr Beitritt zu einer Partei ist für sie nur der erste Schritt, und sie plant, sich auch im Alltag stärker politisch zu engagieren.
Die Grünen führen den Anstieg ihrer Mitgliederzahlen auf einen neuen Rekordmonat zurück und melden derzeit eine Gesamtmitgliederzahl von 150.000.
Auch die Linke zieht Nutzen aus dem Koalitionsbruch und verzeichnet seitdem 6.000 Neumitglieder. Insgesamt zählt die Partei nun etwa 58.000 Mitglieder.
Wahlkampfzeiten sind Mobilisierungszeiten
Der Parteienforscher Thomas Poguntke aus Düsseldorf erklärt den Anstieg der Mitgliederzahlen: “Wahlkampfzeiten sind Mobilisierungszeiten. Personen, die sich einer Partei nahe fühlen, sind nun besonders motiviert, mehr beizutragen, indem sie der Partei beitreten.”
Oft sind es Menschen, die etwas bewegen möchten. Poguntke hebt hervor, dass insbesondere bei den Grünen eine starke Identifikation mit der Partei zu beobachten ist. Bei der Linken führt er die gestiegene Nachfrage auf den Druck zurück, unter dem die Partei bezüglich ihrer parlamentarischen Zukunft steht.
Interesse an Teilhabe überall spürbar
Auch die FDP meldet nach dem Ende der Koalition etwa 2.500 neue Mitgliedschaften. Tara Tarazalis aus Köln beschreibt ihre Beweggründe: “Viele Deutsche waren unzufrieden, ich eingeschlossen. Ich dachte mir: Jetzt ist die Zeit zu handeln und mich zu engagieren.” Sie möchte aktiv ihre Werte in die Politik einbringen.
Zusätzlich zeigt die CDU einen spürbaren Anstieg neuer Mitglieder. In den letzten drei Monaten haben mehr als 6.600 Personen der Partei beigetreten. Die SPD verzeichnet ebenfalls einen Aufwärtstrend, teilt jedoch keine konkreten Zahlen mit.
Die AfD kann keine genauen Zahlen zu ihren Neuzugängen nennen, da die Aufnahmeprozesse dort bis zu drei Monate dauern können. Dennoch bleibt die Zahl der Neueintritte konstant hoch.
Es ist zu beachten, dass nicht alle Mitgliedsanträge sofort auf Bundesebene erfasst werden, was die Vergleichbarkeit der Zahlen einschränkt.