Bei der Nationalratswahl in Österreich hat die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) einen historischen Sieg errungen und wird erstmals als stärkste Kraft in den Nationalrat einziehen. Die konservative Österreichische Volkspartei (ÖVP), angeführt von Kanzler Karl Nehammer, rutscht hingegen auf Platz zwei.
Die vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass die FPÖ mit 29,2 Prozent der Stimmen die Wahl gewonnen hat. Dies markiert einen deutlichen Rückgang für die ÖVP, die 26,5 Prozent erreicht, was einem Verlust von 11 Prozentpunkten im Vergleich zur Wahl 2019 entspricht.
Die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) behauptet sich mit 21,1 Prozent auf dem dritten Platz, während die liberale Partei NEOS mit 9,0 Prozent die Grünen überholt und sich als viertstärkste Kraft etabliert. Die Grünen müssen einen Rückgang auf 8,0 Prozent hinnehmen und waren zuvor Teil der Regierungskoalition mit der ÖVP.
Die Wahlbeteiligung lag bei 74,9 Prozent, was einen Rückgang im Vergleich zur letzten Wahl darstellt. Das türkis-grüne Regierungsbündnis ist in seiner bisherigen Form nicht mehr tragbar, was zu erheblichen Veränderungen in der politischen Landschaft führt.
Die FPÖ und die ÖVP hätten sowohl gemeinsam als auch mit der SPÖ eine rechnerische Mehrheit bilden können, wobei die Entscheidung über die Regierungsbildung beim Bundespräsidenten liegt. Der amtierende Präsident Alexander van der Bellen hat dabei die Freiheit, die Gespräche über eine mögliche Koalition nicht ausschließlich der stärksten Fraktion zu überlassen. So könnte auch eine erneute Kanzlerschaft von Nehammer theoretisch möglich sein.
Nach der Wahl hat FPÖ-Chef Herbert Kickl bekräftigt, dass die Partei bereit sei, eine Regierung zu führen. Mit einem dritten Koalitionspartner könnten die Konservativen und die Sozialdemokraten eine stabile Regierung bilden.
Die FPÖ, unter der Führung von Kickl seit seinem Amtsantritt nach dem „Ibizagate“-Skandal 2021, hat mit markanten politischen Themen, darunter strenge Einwanderungsmaßnahmen und eine kritische Haltung zur Ukraine-Unterstützung, an Zustimmung gewonnen.
Die liberale Partei NEOS konnte sich als neue politische Kraft etablieren und überholte die Grünen in der Stimmenauszählung. Kleinere Parteien wie die BIER-Partei und die KPÖ verpassten jedoch den Einzug ins Parlament.
Bei der Wahl, die alle fünf Jahre stattfindet, werden alle 183 Sitze des Nationalrats neu vergeben. Die Anzahl der wahlberechtigten Bürger liegt bei 6.346.059, was einen Rückgang im Vergleich zur vorherigen Wahl darstellt.
Rückblick auf die Nationalratswahl 2019
Vor fünf Jahren erzielte die ÖVP noch 37,5 Prozent der Stimmen, während die SPÖ 21,2 Prozent und die FPÖ 16,2 Prozent erreichten. Die Grünen erzielten 13,9 Prozent, und NEOS kam auf 8,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 75,6 Prozent.