Rund 17.000 mosambikanische Vertragsarbeiter, die in der DDR beschäftigt waren, warten weiterhin auf die Auszahlung ihrer Löhne. Die SED-Opferbeauftragte Evelyn Zupke fordert den Bundestag auf, umgehend Entschädigungen bereitzustellen.
Evelyn Zupke und das Deutsche Institut für Menschenrechte setzen sich für eine Entschädigung der in der DDR beschäftigten Vertragsarbeiter aus Mosambik ein. Gemeinsam mit Unterstützern und dem Betroffenen David Macou appellierten sie an den Bundestag, in dieser Wahlperiode Maßnahmen zur Auszahlung von Löhnen umzusetzen.
Seit den späten 1970er-Jahren rekrutierte die DDR Vertragsarbeiter aus dem marxistisch regierten Mosambik, um dem Fachkräftemangel in der DDR entgegenzuwirken. Versprochen wurden Ausbildung und Löhne, doch viele Arbeiter wurden in schwierigen Branchen wie dem Tagebau oder der Fleischindustrie eingesetzt.
Statt des versprochenen Lohns erhielten die Arbeiter oft nur einen Teil, da die DDR den Rest als Tilgung für offene Schulden Mosambiks einbehielt. Viele kehrten nach der Wende 1990 ohne Lohn in ihre Heimat zurück.
Pauschalentschädigungen für Betroffene gefordert
“Das ist Unrecht, das von deutschem Boden ausging”, erklärte Zupke. “Es war der SED-Staat, der die Menschen absichtlich täuschte und sie ausbeutete.” Deutschland müsse sich zu seiner historischen Verantwortung bekennen und das Unrecht anerkennen.
Die Initiative zielt darauf ab, dass der Bundestag in einer Entschließung das Unrecht an den Vertragsarbeitern anerkennt und einen Entschädigungsfonds aus dem Bundeshaushalt für die rund 10.000 noch lebenden Betroffenen einrichtet. Zupke räumte ein, dass individuelle Lohnansprüche nach mehr als 30 Jahren nicht mehr rekonstruierbar sind.
Michael Windfuhr vom Deutschen Institut für Menschenrechte schlug eine Entschädigung von insgesamt 50 Millionen Euro vor, wobei Betroffene gestaffelt nach dem erlittenen Unrecht zwischen 4.000 und 6.000 Euro erhalten sollten. “Es handelt sich nicht um eine Summe, die den Haushalt sprengen würde; es ist die Geste, die zählt”, betonte Windfuhr.
Gleiche Arbeit, ungleicher Lohn
David Macou, ein ehemaliger mosambikanischer Vertragsarbeiter, berichtete, dass er sich von beiden Ländern betrogen fühle. Nachdem er von 1979 bis 1991 im Tagebau gearbeitet hatte, war er 1991 Ziel rassistischer Angriffe und kehrte ohne Lohn in seine Heimat zurück. Zudem erhielt er keine Sozialversicherungsleistungen, in die er eingezahlt hatte.
“Wir haben Tag für Tag zwölf Stunden Schulter an Schulter mit deutschen Kollegen gearbeitet”, erinnerte sich Macou. “Und dennoch wurden unsere Löhne zur Tilgung von Staatsschulden verwendet, ohne dass wir darüber informiert wurden.” Von der mosambikanischen Regierung sei keine Hilfe gekommen. “Wenn wir Fragen stellen, reagieren sie mit Gewalt”, fügte Macou hinzu.
Bundesregierung sieht keinen Handlungsbedarf
Nach der Wiedervereinigung überwies die Bundesrepublik 1993 rund 75 Millionen Mark (38,4 Millionen Euro) als Pauschalzahlung an den mosambikanischen Staat für die Vertragsarbeiter. Davon kam jedoch nur wenig bei den betroffenen Arbeitern an.
Das Geld sei “zum großen Teil in den Tiefen eines korrupten Staats verschwunden”, erklärte Zupke. Nach Angaben der Bundesregierung besteht derzeit kein Handlungsbedarf. Verpflichtungen aus dem Vertragsarbeiterabkommen mit Mosambik seien “vollständig erfüllt” worden, so ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Falls Forderungen existieren, sei es Sache der mosambikanischen Regierung, diese zu adressieren.