Unwahrheit im Schleuserprozess?
Großrazzia in mehreren Bundesländern
15.10.2024, 13:12 Uhr
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In einem bedeutenden Prozess über Schleusungen im Mittelmeer, bei dem mehr als hundert Menschen starben, ermitteln die Behörden wegen Zeugenbeeinflussung und Falschaussagen. Dies folgt auf eine großangelegte Razzia, die in mehreren Bundesländern stattfand.
Ermittler haben eine Razzia in mehreren Bundesländern organisiert, die sich auf einen Prozess über die Organisation von Flüchtlingsfahrten über das Mittelmeer konzentriert. Im Rahmen dieser Ermittlungen, die von der Staatsanwaltschaft Duisburg und der Bundespolizei in Rostock geleitet werden, wird wegen möglicher Zeugenbeeinflussung und Falschaussage ermittelt. Insgesamt wurden vier Durchsuchungen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz durchgeführt, an denen etwa 140 Beamte beteiligt waren.
Im Zentrum des Verfahrens vor dem Landgericht Duisburg stehen zwei Männer im Alter von 27 und 42 Jahren. Dem 42-jährigen Hauptangeklagten wird vorgeworfen, Flüchtlingsfahrten vom Libanon über das Mittelmeer organisiert zu haben. Für diese gefährlichen Reisen gab es Berichte, dass Flüchtlinge oder deren Angehörige mehrere tausend Euro gezahlt haben sollen.
Bei einer dieser Überfahrten im September 2022 kamen mehr als hundert Flüchtlinge ums Leben. Dem jüngeren Angeklagten wird vorgeworfen, während einer der Fahrten selbst das Schleuserboot gesteuert zu haben. Der Prozess, der im Juli begann, hat noch zwei geplante Verhandlungstage bis Mitte November. Ein Urteil ist bisher nicht absehbar.
Die Staatsanwaltschaft berichtet, dass zahlreiche Zeugen vernommen wurden. Mehrere Zeugen haben jedoch vor Gericht erheblich von ihren ursprünglichen Aussagen im Ermittlungsverfahren abgewichen, was den Verdacht aufkommen lässt, dass sie zur Falschaussage angestiftet wurden, um die Angeklagten zu entlasten. Ziel der Razzia ist es, Beweismittel zu sichern, die die Falschaussagen und die mögliche Einflussnahme auf diese Zeugen belegen können.