“Praxis der gezielten Morde”
Iran plant vermeintliche Anschläge auf Juden in Deutschland
08.09.2024, 13:00 Uhr
Zwei Verdächtige in Frankreich wurden festgenommen, nachdem sie angeblich gemeinsam mit iranischen Akteuren die Ermordung von Juden in Deutschland und Frankreich geplant haben. Der französische Geheimdienst warnt vor einer möglichen Rückkehr des “iranischen Staatsterrorismus” in Europa.
Nach Polizeiberichten haben Ermittlungen gegen ein Paar in Paris begonnen, das verdächtigt wird, in Zusammenarbeit mit dem Iran auf die Ermordung von Juden in Deutschland und Frankreich hingearbeitet zu haben. Die Verdächtigen, ein 34-jähriger Mann und seine 33-jährige Partnerin, befinden sich seit dem 4. Mai in Untersuchungshaft.
Die französische Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen der Bildung einer kriminellen, terroristischen Vereinigung gegen das Paar eingeleitet. Der Fall wurde zunächst von einer französischen Quelle thematisiert.
Iranischer Staatsterrorismus auf dem Vormarsch
Berichten zufolge warnte der französische Inlandsgeheimdienst DGSI, dass dieser Fall als Beispiel für das Wiederaufleben eines “iranischen Staatsterrorismus” in Europa steht. Der Iran wurde früher für einen Anschlag im Berliner Restaurant “Mykonos” im September 1992 verantwortlich gemacht, bei dem vier kurdische Exilpolitiker getötet wurden.
Laut Einschätzungen des DGSI haben die “iranischen Dienste eine Praxis der gezielten Morde wieder aufgenommen”, und die Bedrohung habe im “Kontext des Konflikts zwischen Israel und der Hamas” zugenommen.
Der Iran verfolgt demnach das Ziel, Unsicherheiten und Ängste durch Angriffe auf “zivile Zielpersonen” in der iranischen Opposition sowie in der jüdischen Gemeinschaft zu verbreiten, wobei Kriminelle, insbesondere Drogenhändler, in Europa rekrutiert werden.
Verdächtiger agierte als Zellenleader
Der männliche Verdächtige war bereits polizeibekannt und wurde in einem vorherigen Verfahren wegen seiner Beteiligung an einem Tötungsdelikt in Marseille zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er wurde im Juli 2023 unter juristischer Aufsicht aus dem Gefängnis entlassen und soll anschließend eine vom Iran beauftragte “Zelle” angeführt haben.
Über einen früheren Mithäftling lernte er den “Koordinator” kennen, der ein Drogenhändler aus Lyon sein soll und möglicherweise im Mai im Iran war.
Deutscher Staatsschutz informiert über Pläne
Den Ermittlern zufolge hatten die Verdächtigen im Auftrag der Islamischen Republik drei Deutsch-Israelis in München und Berlin sowie den in Paris lebenden ehemaligen Mitarbeiter eines israelischen Sicherheitsunternehmens ins Visier genommen.
Obwohl der Verdächtige einer Ausreisebeschränkung unterlag, reiste er mehrmals nach Deutschland, um seine Ziele auszukundschaften. Dank rechtzeitiger Informationen des israelischen Geheimdienstes sowie französischer und deutscher Sicherheitsbehörden konnten die Verdächtigen während ihrer Reisen überwacht werden.
Brandstiftungen in Frankreich
Die Partnerin des Verdächtigen begleitete ihn auf diesen Reisen und beide wiesen alle Vorwürfe zurück, indem sie behaupteten, diese seien lediglich geschäftlicher Natur gewesen. In Frankreich werden die Verdächtigen mit vier Brandanschlägen zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 in Verbindung gebracht, die israelischstämmigen Unternehmensinhabern galten.
Der Verdächtige bestritt in der Untersuchungshaft die Vorwürfe und gab an, lediglich als Vermittler bei einem versuchten Versicherungsbetrug auf einer Messaging-Plattform fungiert zu haben.