Dringende Diskussion über die Reform der Notfallversorgung im Bundestag: Können virtualisierte Notärzte die Herausforderungen in überlasteten Notaufnahmen bewältigen?
Patienten sind oft auf fundierte Entscheidungen angewiesen, wenn es um gesundheitliche Notfälle geht. In den meisten Fällen sind schnelle Reaktionen erforderlich, während sie in der Regel bei planbaren Eingriffen, wie dem Ziehen von Weisheitszähnen, die Möglichkeit der Zweitmeinung haben.
In Notlagen wie Schlaganfällen oder schweren Verletzungen hingegen müssen Patienten auf die alleinige Entscheidung des anwesenden Notarztes vertrauen.
Ärztliche Beratung via Mobilfunk
In vielen Städten wird jedoch eine innovative Lösung umgesetzt: Telenotärzte werden immer häufiger zur Unterstützung von Rettungsteams eingesetzt. Diese Mediziner, die in Krankenhäusern arbeiten, können über Bildschirme mit den Rettungskräften in Kontakt treten und wichtige Informationen zur Patientenversorgung austauschen.
Der Austausch medizinischer Daten erfolgt über Mobilfunknetze. Vitaldaten wie der Blutdruck werden von EKG-Geräten im Rettungswagen an die Telenotärzte übermittelt, die auf diese Weise den Zustand des Patienten bewerten und entsprechende Anweisungen geben können.
Schnelle Hilfe bei langen Transportwegen
Ein konkretes Beispiel verdeutlicht die Vorteile dieser Methode: In einem ländlichen Gebiet wurde ein Mann mit schwerem Schwindel und Herzrasen konfrontiert. Die Notärztin stellte schnell fest, dass die nächste Fachklinik 40 Minuten entfernt war und bat den Telenotarzt um Hilfe.
Der Telenotarzt erkannte, dass die Medikation der Notärztin den Zustand des Patienten verschlechterte und wies sie an, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer verbesserten Versorgung führten.
Diese Zusammenarbeit zwischen vor Ort tätigen Notärzten und Telenotärzten hat in diesem Fall entscheidend dazu beigetragen, das Leben des Patienten zu retten.
Telenotarzt-Projekte in ganz Deutschland
Die positiven Erfahrungen führen dazu, dass viele Bundesländer ähnliche Projekte starten. Rheinland-Pfalz plant, bis Mitte 2025 für jeden Rettungswagen einen Telenotarzt bereitzustellen, um die medizinische Notfallversorgung weiter zu optimieren.
Kostenersparnis durch Telenotärzte?
Telenotärzte werden vor allem in weniger schweren Fällen hinzugezogen. Bei schwereren Einsätzen kann jederzeit ein Notarzt nachgefordert werden. Dennoch kann die Präsenz eines Telenotarztes verhindern, dass Patienten unnötig ins Krankenhaus transportiert werden, was die Notaufnahmen entlastet.
Telenotärzte verbringen weniger Zeit an einem Einsatzort und können viele Patienten gleichzeitig unterstützen. Eine Notärztin beschreibt, dass sie in einer Schicht an mehreren Einsätzen beteiligt ist, was eine effektive Nutzung ihrer Zeit und Ressourcen gewährleistet.
Diese Systeme sind nur effektiv, wenn qualifiziertes Personal zur Verfügung steht, um die Telenotärzte zu unterstützen. Erfahrungen aus verschiedenen Kliniken zeigen, dass Telenotärzte eine effiziente und sichere Methode zur Verbesserung der Patientenversorgung darstellen können.
Erhöhte Sicherheit im ländlichen Bereich
Im ländlichen Raum können die Anfahrtszeiten von Notärzten erheblich länger sein. In solchen Situationen kann der Telenotarzt entscheidend sein, indem er die Einschätzung des Patientenfalls schnell vornimmt und dem Rettungsteam Handlungsempfehlungen gibt.
Ärztekammer warnt vor Qualitätsverlust
Die Bundesärztekammer unterstützt grundlegende Telenotarzt-Projekte, betont jedoch, dass die Versorgungsqualität niemals leiden darf. Die Einführung eines Systems, das nur auf Telenotärzte setzt, würde das Risiko eines Qualitätsverlustes mit sich bringen.
Die Integration von Telenotärzten sollte ergänzend und nicht ersetzend sein, ähnlich den Video-Schiedsrichtern im Fußball, die die Entscheidungen der Spieler nicht ersetzen können, sondern sie unterstützen und ergänzen.