FDP-Chef Christian Lindner zeigt sich offen für Zurückweisungen an den deutschen Grenzen und kritisiert die Haltung der Grünen als “nicht hilfreich”. In einem aktuellen Interview äußert er sich unverblümt zur Migration.
Während der Sommerpause war Christian Lindner nicht nur mit den Zahlen des Bundeshaushalts beschäftigt, sondern fand auch Zeit für private Angelegenheiten. Im Interview verriet er, dass er während der Sommermonate auch in seinem Garten aktiv war und gerne italienisch kocht, insbesondere eine Bolognese, die ihm nachgesagt wird, besonders gut zu gelingen.
Trotz persönlicher Erledigungen war Lindner beruflich stark mit dem Bundeshaushalt beschäftigt, der nach wie vor mit einer Finanzierungslücke von zwölf Milliarden Euro zu kämpfen hat.
Entspannung beim Thema Haushalt
Lindner hofft, dass durch die bevorstehenden Haushaltsberatungen im Bundestag die Lücke in den kommenden Wochen verringert wird. Am Dienstag wird er den Haushaltsentwurf im Bundestag vorstellen, gefolgt von der ersten Lesung.
Während Lindner beim Haushalt optimistisch klingt, zeigt er sich beim Thema Asyl und Migration deutlich emotionaler. “Die Bürger haben genug davon, dass der Staat möglicherweise die Kontrolle über die Einwanderung verloren hat”, äußerte er sich besorgt über die Auswirkungen der aktuellen Situation.
Ein wütender Minister
Lindner drückt im Interview seine Wut über die aktuelle Asylpolitik aus: “Ich kann die geäußerten Bedenken und die damit verbundene Naivität kaum noch ertragen.” Er betont, dass Deutschland das Recht behalten müsse zu entscheiden, wer einreisen und bleiben darf.
“Für mich ist das eine Frage der Liberalität. Unsere Gesellschaft ist vielfältig, wir brauchen Einwanderung. Aber wir müssen entscheiden können. Diese Kontrolle ist zu lange verloren gegangen, und wir arbeiten mühsam daran, sie zurückzugewinnen.”
Kritik an den Grünen: Keine Denkverbote
Lindner fordert ein offenes Gespräch über Zurückweisungen an den deutschen Grenzen und kritisiert die Grünen dafür, dass sie sich öffentlich gegen diese Option ausgesprochen haben, obwohl es laufende Gespräche gibt. “Das ist nicht hilfreich für die Verhandlungen der Regierung”, so Lindner.
Darüber hinaus kritisiert Lindner die CDU und wirft der Partei vor, die Migrationsdebatte taktisch zu nutzen, anstatt gemeinsam Lösungen zu finden. “Wir müssen Demut zeigen. Auch innerhalb der CDU gibt es Herausforderungen bei der Umsetzung.”
“Mehr Dänemark wagen”
Lindner warnt, dass alle Parteien gemeinsam verlieren könnten, wenn keine Lösungen zur Migration angeboten werden. “Wenn wir keine Antworten liefern, könnten BSW und AfD profitieren. Wenn die Demokratie versagt, werden immer mehr Menschen das System infrage stellen.”
Er verweist auf Dänemark, wo eine sozialliberale Regierung erfolgreich populistische Strömungen mit konsequenter Einwanderungspolitik begrenzen konnte. “Wir sollten in diesem Sinne mehr Dänemark wagen.”
FDP auch nach der Wahl 2025 “selbstverständlich” wieder im Bundestag
Trotz tiefgreifender politischer Differenzen innerhalb der Ampelregierung plant Christian Lindner, mit der FDP weiterhin aktiv zu bleiben. Dies geschieht auch angesichts von Basisinitiativen, die einen Parteiaustritt fordern oder seinen Rücktritt als Vorsitzender verlangen.
Lindner zeigt sich gelassen und versichert, dass er die Dynamik seiner Partei gut kennt. “Meine Parteifreunde wissen um die Herausforderungen, die wir gemeinsam meistern müssen.” Er betont, dass die FDP in der verbleibenden Wahlperiode noch positive Akzente setzen werde.
Er bekräftigt, dass die FDP auch nach der Wahl 2025 “selbstverständlich” wieder im Bundestag vertreten sein werde und sich weiterhin für die Mitgestaltung der Regierungspolitik in Deutschland einsetzen wird.