Schlussrunde vor der Wahl
Baerbock: “Sie würden beten, dass Europa Ihnen beisteht”
Drei Tage vor den Wahlen versammeln sich alle im Bundestag vertretenen Parteien zur entscheidenden „Schlussrunde“. Das Publikum kann sich auf eine spannende Wahl freuen.
In der kurzen, aber intensiven Wahlkampagne, drei Tage vor der Stimmabgabe, scheinen die Umfragewerte der großen Parteien festgefahren zu sein. Kanzlerkandidaten wie Olaf Scholz, Friedrich Merz und Robert Habeck zeigen sich dennoch entschlossen. „Leergeredet“ ist ein Schlagwort, das im Vorfeld von einigen Beobachtern verwendet wird.
Besonders interessant wird, wie viele kleinere Parteien Einzug ins Parlament halten. Ihr Abschneiden entscheidet darüber, ob die kommende Regierung ein Zweier- oder Dreierbündnis bilden muss. Während die Linke derzeit im Plus ist, kämpfen BSW und FDP um die 5-Prozent-Hürde.
Die Diskussion wird sich auf Themen konzentrieren, die bisher zu kurz kamen: Lösungen zur Bekämpfung der Klimaerwärmung, steigende Gesundheits- und Pflegekosten sowie zukünftige Sicherheitsstrategien in Anbetracht möglicher geopolitischer Veränderungen.
CSU-Spitzenkandidat Alexander Dobrindt kritisiert die Bundesregierung: „Die Bundesregierung ist nicht ausreichend vorbereitet.“ Er fordert eine engere Abstimmung mit der neuen US-Administration, um gemeinsame Interessen zu klären.
“Die zentrale Frage ist: Wie reagiert Europa?”
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch entgegnet: „Die zentrale Frage ist: Wie reagiert Europa?“ Er argumentiert, dass eine Reform der Schuldenbremse nötig sei, um steigende Militärausgaben zu ermöglichen. Dobrindt hält es für notwendig, dass die Wehrmittel im Bundeshaushalt finanzierbar sind, ohne konkret zu verraten, in welchen Bereichen er Einschnitte plant.
FDP-Chef Christian Lindner fordert, alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen, um auf Veränderungen zu reagieren. Er erklärt, dass die Zeit für moralische Appelle und eine feministische Außenpolitik vorbei sei. Neben ihm sitzt Annalena Baerbock von den Grünen, die sich über Lindners Kommentare sichtlich wundert.
AfD-Kandidatin Alice Weidel geht mit einer Argumentation auf Stimmenfang, die an die Rhetorik des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump erinnert. „Wir dürfen den Ukraine-Konflikt nicht simplifizieren“, sagt sie und sieht Verhandlungen als notwendig an. BSW-Kandidatin Sarah Wagenknecht bemerkt, dass ohne Waffenlieferungen vielleicht bereits Verhandlungen im Gange wären.
Ein Widerspruch entflammt
Baerbock reagiert empört und richtet sich direkt an Weidel und Wagenknecht: „Hätten Sie selbst einmal in diese Region gereist, würden Sie beten, dass Europa Ihnen beisteht.“ Der Diskurs wird hitzig, als Dobrindt seine Meinung kundtut und damit die Atmosphäre weiter aufheizt.
Von den 27 Prozent der Wahlberechtigten, die noch unentschieden sind, könnten viele enttäuscht sein, wenn die Klarheit in der Diskussion bei der „Schlussrunde“ ausbleibt.
Gesundheitsversorgung und Wahlfreiheit
Die Diskussion über die medizinische Versorgung dreht sich um die mögliche Zusammenlegung von gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Während CDU/CSU, FDP und AfD sich dagegen aussprechen, betont Lindner die „Wahlfreiheit“ im Gesundheitswesen, die jedoch für viele Arbeitnehmer unerreichbar bleibt.
SPD-Generalsekretär Miersch fordert eine Termingarantie für gesetzlich Versicherte, während Wagenknecht auf die Problematik der Privatisierung hinweist: „Gesundheit darf nicht dem Markt überlassen werden.“
In der Debatte um Pflegeforen fordert der Linke-Chef Jan van Aken eine gerechtere Verteilung der Kosten, während die anderen Parteien Lösungen anbieten, aber keine genauen Finanzierungsvorschläge machen.
Wehrpflicht und Klimaschutz
Die AfD verlangt eine zwei Jahre dauernde Wehrpflicht. Dies stößt auf Widerstand von Lindner, der dies als Eingriff in die Freiheit sieht. Die Diskussion wird unterbrochen durch eine Auseinandersetzung über die Notwendigkeit eines verpflichtenden Gesellschaftsjahres.
Der Klimawandel erhält in der Diskussion nur begrenzt Aufmerksamkeit, obwohl van Aken merkt, dass die Vermeidung von Klima- und Umweltschäden langfristig kosteneffektiv ist. Der Austausch wird von weiteren Unterbrechungen geprägt, und die Moderatoren versuchen erfolglos, die Situation zu beruhigen.