Das Schienennetz der Bahn steht vor einer umfassenden Sanierung. Verkehrsminister Wissing fordert ein detailliertes Sanierungskonzept, während der Konzern finanzielle Herausforderungen bewältigen muss.
Verkehrsminister Wissing hat sich einer schwierigen Aufgabe verschrieben, die vielen Bahnreisenden Hoffnung gibt: die Bahn soll wieder pünktlich und effizient arbeiten. Im Verkehrsministerium wird er morgen mit einem Forderungskatalog an den Bahn-Vorstand an die Öffentlichkeit treten.
Die Botschaft ist klar: Jetzt wird aufgeräumt. Auf die bereits gestartete Trassensanierung sollen umfassende betriebliche Maßnahmen folgen. “Die Bahn muss jetzt liefern,” so Wissing. Bis 2027 sollen signifikante Verbesserungen erzielt werden, um die Bahn als “zuverlässigen Verkehrsträger” zu positionieren.
Der Forderungskatalog umfasst folgende sieben Punkte:
- Verbesserung der Pünktlichkeit
- Steigerung der Auslastung von Zügen im Fernverkehr
- Abbau von Doppelstrukturen und Verschlankung der Verwaltung
- Überprüfung der Investitionen außerhalb der Infrastruktursanierung
- Effizienzsteigerung beim Schienennetzbetreiber “InfraGo”
- Fortschritte bei der Digitalisierung
- Risikomanagement im Hinblick auf den Klimawandel
Neben der Forderung nach mehr Pünktlichkeit möchte Wissing auch die Auslastung der Fernzüge verbessern und die Personalstruktur im Management reduzieren. Der FDP-Minister betont, dass die Bahn “zu viel Verwaltung” hat und es Defizite im operativen Ablauf gibt. Bereits Ende Juli kündigte die Bahn an, etwa 30.000 Stellen in den nächsten fünf Jahren abzubauen, hauptsächlich in der Verwaltung.
Außerdem soll sichergestellt werden, dass extreme Wetterlagen wie schwere Regenfälle und Kälte nicht zu Zugausfällen führen. Wissing betont auch die Notwendigkeit der Kosteneffizienz bei Materialbeschaffungen und auf Baustellen.
DB sollte keine Strecken streichen
Einsparvorgaben dürfen nicht dazu führen, dass unrentable Strecken gestrichen werden. Wissing wies den Vorschlag des CDU-Chefs Friedrich Merz zurück, das Streckennetz zur Erhöhung der Pünktlichkeit auszudünnen, und betonte, dies sei “nicht der Anspruch einer Gesellschaft wie der unseren.”
Stattdessen soll die Bahn durch das Sanierungskonzept einen effizient getakteten Betrieb gewährleisten. Die Infrastruktur muss renoviert werden, eine Aufgabe, die bereits vom Bund unterstützt wird. Wissing fordert nun konkrete Maßnahmen ein. Die Bahn ist verpflichtet, einen Sanierungsplan vorzulegen, dessen Fortschritt alle drei Monate überprüft wird.
Fortschritt alle drei Monate überprüfen
Für jedes Jahr bis 2027 sollen spezifische Ziele formuliert und vom Verkehrsministerium überprüft werden. Eine Steuerungsgruppe Deutsche Bahn wurde eingerichtet, um die Sanierungsmaßnahmen genau zu überwachen und bei Abweichungen direkt mit dem Bahn-Vorstand in Kontakt zu treten.
Diese Gruppe wird den Fortschritt alle drei Monate evaluieren.
Keine konkreten Maßnahmen benannt
Der Verkehrspolitiker Matthias Gastel äußert sich skeptisch zu den Aussagen des Ministers. Dessen Forderungen erscheinen ihm als Mischung aus Selbstverständlichkeiten und Populismus.
Fahrgastverbände zeigen sich jedoch grundsätzlich positiv gegenüber der Initiative. “Das Ministerium engagiert sich für die Bahn,” so ein Vertreter. Dennoch wird kritisiert, dass der leere Katalog zwar Zielsetzungen anspricht, konkrete Maßnahmen zur Umsetzung fehlen.
Die Verantwortung für die Maßnahmen liegt nun bei der Bahn. Der Aufsichtsrat der Bahn wird als nächstes über das Konzept beraten und ist aufgefordert, dem Verkehrsministerium eine Antwort vorzulegen. Wissing verlangt, dass der Sanierungsplan “so schnell wie möglich und so konkret wie möglich” erstellt wird.