Bundeskanzler Scholz hat der Meyer Werft, die derzeit um ihre Existenz kämpft, Unterstützung zugesichert. Eine Genehmigung durch den Bundestag und die EU-Kommission ist jedoch erforderlich.
Kanzler Olaf Scholz hat der Meyer Werft in Papenburg seine Unterstützung angekündigt. “Ich bin zuversichtlich, dass der Bund seinen Teil zur Lösung beiträgt, wenn alle zusammenarbeiten”, erklärte Scholz während einer Betriebsversammlung.
Scholz berichtete von laufenden Gesprächen mit Banken zur Finanzierung neuer Schiffsaufträge. Es sei erforderlich, auch den Bundestag zu konsultieren, während Gespräche mit der EU-Kommission im Gange sind. Er zeigte sich optimistisch, dass alle Beteiligten die Entscheidung unterstützen: “Die Zukunft des Schiffbaus in Papenburg und der gesamten Region ist gesichert.”
Meyer Werft als “industrielles Kronjuwel”
Scholz betonte, dass die Werft kein gewöhnliches Unternehmen sei, sondern ein “industrielles Kronjuwel”, dessen Probleme nicht auf die Qualität seiner Produkte zurückzuführen sind. Er bezeichnete die Werft als systemrelevant für die maritime Wirtschaft Deutschlands, eine Voraussetzung für die Zustimmung der EU-Kommission zu den staatlichen Beihilfen.
“Ich bin überzeugt, dass die Meyer Werft in Papenburg fortbestehen wird. Ihr habt meine Unterstützung”, betonte der Kanzler. Auch Wirtschaftsminister Habeck äußerte sich optimistisch zur Rettung der Werft.
Details des Rettungsplans noch offen
Medienberichten zufolge könnte der Rettungsplan vorsehen, dass der Staat 80 bis 90 Prozent der Anteile an dem Familienunternehmen übernimmt und für zusätzliche Kredite bürgt. Eine offizielle Bestätigung für diese Einigung steht jedoch noch aus, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil warnte vor verfrühter Euphorie und betonte, dass “der Ball noch nicht im Tor ist”. Er kündigte an, dass Niedersachsen ein “massives Engagement” zur Unterstützung der Werft plane, ohne konkrete Zahlen preiszugeben. Dies wäre das größte Engagement Niedersachsens für die Rettung eines Unternehmens.
Pandemiebedingter Einbruch des Tourismus und gestiegene Energiepreise
Die Werft hatte wegen des Zusammenbruchs des Tourismusmarktes während der Pandemie bestehende Aufträge zeitlich gestreckt. Die Verträge berücksichtigen jedoch keine Preisanpassungen aufgrund der drastisch gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise.
Auf Grund von Verlusten wurde die Kreditwürdigkeit des Unternehmens von den Banken in Frage gestellt. Im Schiffsbau erfolgt die Zahlung von 80 Prozent des Kaufpreises erst bei der Auslieferung des Schiffs, was eine Zwischenfinanzierung notwendig macht. Bis 2027 benötigt die Werft rund 2,8 Milliarden Euro.
Vier Kreuzfahrtschiffe für Disney
Der Bund der Steuerzahler äußerte Bedenken hinsichtlich des geplanten Bundesengagements und stellte in Zweifel, ob die Werft eine langfristige Geschäftsstrategie verfolgt, die einen staatlichen Ausstieg ermöglicht. Dennoch sind die Auftragsbücher der Meyer Werft voll.
Erst kürzlich wurde der größte Auftrag in der Unternehmensgeschichte über vier Kreuzfahrtschiffe für Disney abgeschlossen. Zudem hat die Werft mit dem Bau von Konvertern begonnen, die für die Weiterleitung von Windstrom vom Meer an Land erforderlich sind.
Ein Aus für die Werft wäre sowohl für die Region als auch darüber hinaus katastrophal, da bis zu 18.000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von der Werft abhängen.