Die Bundeswehr hat erfolgreich die erste Einheit des neuen Flugabwehrsystems Iris-T SLM in Dienst gestellt. Dieses moderne System ist ein entscheidender Bestandteil der geplanten Europäischen Luftverteidigung, was von Verteidigungsminister Pistorius als “gelebte Zeitenwende” bezeichnet wurde.
Deutschland investiert in seine Luftabwehr. In Anwesenheit von Bundeskanzler Olaf Scholz und Verteidigungsminister Boris Pistorius haben Soldatinnen und Soldaten in Todendorf, Schleswig-Holstein, die erste Einheit des Iris-T SLM-Systems übernommen. Weitere fünf Einheiten sind in Planung.
Der Standort wird eine Schlüsselrolle beim Aufbau einer gemeinsamen Europäischen Luftverteidigung spielen, wo Soldaten aus ganz Europa ausgebildet werden. Dies ist ein zentraler Bestandteil des European Sky Shield, an dem bereits 21 Länder beteiligt sind.
Ausbildung ukrainischer Soldaten hat bereits begonnen
In Todendorf entsteht ein Ausbildungszentrum, in dem bereits ukrainische Soldaten geschult werden. Verteidigungsminister Pistorius bezeichnete den Standort an der Ostseeküste als zukünftige Drehscheibe der Flugabwehrraketentruppe und hob die Zuverlässigkeit der Bundeswehr hervor.
Flugabwehrsystem Iris-T SLM
Das Iris-T SLM-System wird in Deutschland hergestellt und schützt bewohnte Gebiete sowie kritische Infrastrukturen. Es kann Ziele wie Drohnen, Flugzeuge, Hubschrauber und Marschflugkörper in einem Umkreis von bis zu 40 Kilometern und in Höhen von bis zu 20 Kilometern bekämpfen. Eine Feuereinheit setzt sich aus dem Gefechtsstand, einem Radargerät und mehreren Abschussanlagen zusammen.
Handlungsfähigkeit in Zeiten der Zeitenwende
Die neuen Systeme sind laut Verteidigungsminister Pistorius auch ein Zeichen für die Handlungsfähigkeit Deutschlands. “Wir zeigen, wie Beschaffung effektiv funktioniert, wenn Industrie und Truppe eng zusammenarbeiten”, betonte er. “Mit unserem deutschen System beweisen wir die Leistungsfähigkeit Deutschlands als Hochtechnologiestandort.”
Auch Bundeskanzler Scholz hob die Bedeutung des Projekts hervor und betonte, dass die Anschaffung von sechs neuen Luftverteidigungssystemen vom Typ Iris-T SLM entscheidend für die Sicherheit und den Frieden in Europa sei.
“Nicht auf Putin zu reagieren wäre fahrlässig”
Der russische Präsident Wladimir Putin hat in den letzten Jahren sein Raketen- und Marschflugkörperarsenal erheblich ausgebaut und bestehende Abrüstungsverträge verletzt. “Die Nähe seiner Raketen in Kaliningrad ist eine direkte Bedrohung für Deutschland”, warnte Scholz, und nannte es fahrlässig, nicht angemessen zu reagieren.
Die Bundesregierung hat bereits vier Iris-T SLM Systemeinheiten sowie drei verwandte Systeme an die Ukraine geliefert, wo sie sich erfolgreich gegen russische Angriffe bewährt haben. Scholz berichtete, dass damit 250 feindliche Marschflugkörper und Drohnen abgeschossen wurden.
“Die deutsche Unterstützung für die Ukraine bleibt unvermindert. Wir haben rechtzeitig Finanzierung und Verträge gesichert, um sicherzustellen, dass die Ukraine auch in Zukunft auf unseren Beistand zählen kann”, betonte Scholz. Damit wies er das Argument zurück, mehr Diplomatie statt Waffenlieferungen zu fordern.