Die Gefahren von TikTok-Herausforderungen: Eltern sind gefragt
TikTok hat sich zu einem Hotspot für moderne Herausforderungen entwickelt, von harmlosen Aufgaben bis hin zu riskanten Mutproben. In jüngster Zeit hat der Verband Pharma Deutschland Apotheken dazu aufgefordert, beim Verkauf von Paracetamol an Jugendliche besonders vorsichtig zu sein. Der Anlass: Die gefährliche “Paracetamol-Challenge”, bei der Jugendliche hohe Dosen des Schmerzmittels schlucken und sich dabei filmen. Dieses bedenkliche Verhalten kann zu lebensbedrohlichen Überdosen führen.
Ebenso sorgte die “Hot-Chip-Challenge”, bei der extrem scharfe Chips konsumiert werden, für mehrere Krankenhausaufenthalte von Schülern. Noch tragischer ist der Fall einer 13-Jährigen, die in Hessen nach der Teilnahme an einer “Blackout-Challenge” verstorben ist; hierbei versuchen Jugendliche, sich bis zur Ohnmacht zu strangulieren, um einen Rauschzustand zu erzeugen.
„Das Prinzip solcher Herausforderungen ist nicht neu und war schon immer ein Teil des Lebens in Schulhöfen. Doch durch soziale Medien verbreiten sie sich heute viel schneller,“ erklärt eine Kommunikationswissenschaftlerin. Die Teilnahme an solchen Herausforderungen stiftet ein Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, was besonders für Jugendliche von Bedeutung ist.
TikTok-Nutzung unter Jugendlichen
Laut aktuellen Daten nutzen 2023 bereits 25 Prozent der Bevölkerung in Deutschland TikTok regelmäßig. Die Plattform ist besonders bei den 16- bis 19-Jährigen beliebt, von denen rund 70 Prozent die App auf ihren Smartphones installiert haben. Jedoch kreieren nicht alle Nutzer eigene Inhalte, die Mehrheit bewegt sich eher passiv durch die App.
Was ihnen angezeigt wird, hängt stark vom Algorithmus ab, der meist als undurchsichtig gilt. Nutzer, die bei einem Video verweilen, erhalten ähnliche Inhalte angezeigt. Studien zeigen jedoch, dass negative Inhalte oft bevorzugt werden.
In einer Untersuchung von Wissenschaftlern gaben 70 Prozent der befragten Jugendlichen an, von der “Hot-Chip-Challenge” gehört zu haben, während die noch gefährlichere “Blackout-Challenge” mindestens 20 Prozent bekannt war. Dies geschieht trotz der Bemühungen von TikTok, riskante Inhalte zu regulieren und zu entfernen.
Die Mehrheit der Herausforderungen ist unbedenklich
Wider Erwarten sind die meisten Herausforderungen auf TikTok harmlos, wie das Erstellen von Gesangs- oder Tanzvideos. Einige haben sogar einen positiven Hintergrund, wie die “Ice-Bucket-Challenge”, die Spenden für die Nervenerkrankung ALS sammelte.
Obwohl nur ein kleiner Teil der Herausforderungen tatsächlich riskant ist, gibt es dennoch einen Nachahmungseffekt: Ungefähr ein Prozent der Jugendlichen gab an, an gefährlichen Herausforderungen teilgenommen zu haben, wobei häufig Erwachsene als Teilnehmer auftreten, die sich mehr um Klicks als um Zugehörigkeit kümmern.
Um die Risiken für Jugendliche auf TikTok zu minimieren, sind Eltern besonders gefordert. „Eine offene Gesprächskultur ist essenziell. Kinder sollten sich Vertrauen zu ihren Eltern aufbauen können, wenn ihnen bestimmte Inhalte unangenehm sind,“ betont die Kommunikationswissenschaftlerin. Soziale Medien spielen eine große Rolle im Leben junger Menschen – ein informierter und offener Umgang ist daher unabdingbar.