Nach dem Rückzug der Linken-Parteispitze benötigt die Partei neue Führung. Ines Schwerdtner, ein ehemaliger Bundestagsabgeordneter und möglicherweise Thüringens Staatskanzleichef Benjamin-Immanuel Hoff, bringen ihre Kandidaturen ins Spiel.
Nach dem angekündigten Rücktritt der Linken-Bundesvorsitzenden haben sich mehrere Mitglieder positioniert, um die freiwerdenden Ämter zu besetzen.
So möchte die Publizistin Ines Schwerdtner den Parteivorsitz übernehmen. Auch der ehemalige Bundestagsabgeordnete Jan van Aken hat sich als Kandidat in Aussicht gestellt. Darüber hinaus hält sich Benjamin-Immanuel Hoff eine mögliche Kandidatur offen.
Schwerdtner wirbt für neue politische Kultur
“Ich habe mich entschieden, auf dem kommenden Parteitag in Halle für den Vorsitz unserer Partei zu kandidieren”, erklärt Schwerdtner. Sie trat bei der Europawahl auf Listenplatz fünf an, schaffte jedoch nicht den Einzug ins Parlament.
Schwerdtner, die als freiberufliche Journalistin tätig ist, hat das Jacobin-Magazin in Deutschland mitbegründet und war dort Chefredakteurin. Des Weiteren engagierte sie sich in der Initiative “Deutsche Wohnen & Co. enteignen” sowie gegen steigende Lebenshaltungskosten. Ihr Kreisverband gehört zum Linken-Landesverband Sachsen-Anhalt.
Schwerdtner betont die Notwendigkeit, eine neue politische Kultur in der Partei zu etablieren, geprägt von gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen politischen Zielen.
Van Aken setzt auf Greenpeace-Erfahrung
Der 63-jährige van Aken hat seine Pläne zur Kandidatur auf einem sozialen Netzwerk bekannt gegeben. “Wir brauchen eine starke linke Kraft, die die Interessen der Menschen vertritt,” äußerte er und fügte hinzu, dass er “zuversichtlich” sei, dass die Partei an Stärke gewinnen kann.
Van Aken bringt umfangreiche Erfahrung als Gentechnikexperte für Umweltorganisationen sowie als Biowaffeninspekteur für internationale Organisationen mit. Er ist aktuell Referent für internationale Krisen und Konflikte und war von 2009 bis 2017 im Bundestag.
Der ehemalige Parteivorsitzende Bernd Riexinger hat sich für van Aken ausgesprochen und seine Eignung hervorgehoben.
Hoff erwägt Kandidatur
Auch Benjamin-Immanuel Hoff, Thüringens Staatskanzleichef und Kulturminister, zieht eine Kandidatur in Betracht. Er betont, dass er eine Entscheidung davon abhängig machen würde, ob er von der Partei aufgefordert wird.
Hoff genießt den Ruf eines Strategen und zählt als enger Vertrauter des Ministerpräsidenten von Thüringen.
Rufe nach strukturellen Veränderungen
Wissler und Schirdewan gaben am Sonntag ihren Rücktritt bekannt und werden nicht für den Parteivorsitz im Oktober kandidieren. Ihre Entscheidung fällt in einen Kontext wachsender Kritik an der aktuellen Parteiführung, auch aufgrund interner Spannungen wie der Abspaltung durch ein oppositionelles Bündnis.
Innerhalb der Partei gibt es Forderungen nach strukturellen Veränderungen und einer stärkeren Einbindung der Landesverbände. Die Linke hat eine Reihe von Wahlniederlagen hinnehmen müssen und muss sich neuen Herausforderungen stellen, um im kommenden Bundestag weiterhin präsent zu sein.