Schnellere Termine für Private
Krankenkassen kritisieren Diskriminierung von gesetzlich Versicherten
26.12.2024, 22:06 Uhr
Gesetzlich Versicherte erleben bei der Terminvergabe zu Fachärzten eine klare Benachteiligung. Dies beklagen die gesetzlichen Krankenkassen und fordern politische Maßnahmen zur Verbesserung der Situation. Bundesgesundheitsminister Lauterbach drängt auf ein Umdenken.
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen hat darauf hingewiesen, dass privat Versicherte bei der Terminvergabe zu Ärzten klare Vorteile genießen. “Es ist nicht hinnehmbar, dass bei der Vergabe von Terminen danach gefragt wird, ob jemand gesetzlich oder privat versichert ist. Wer echte Gleichbehandlung anstrebt, sollte das verhindern”, erklärte eine Vertreterin des Verbands. “Auf Buchungsportalen bekommen gesetzlich Versicherte oft Termine in Wochen, während Privatpatienten bereits am nächsten Tag einen Termin erhalten.”
79 % der Menschen in Deutschland sind gesetzlich versichert. Daher ist es laut Krankenkassen gerechtfertigt, bei der Terminvergabe ausschließlich die medizinische Notwendigkeit zu berücksichtigen. Zusätzliche Forderungen umfassen die gesetzliche Verpflichtung, dass alle Arztpraxen frei verfügbare Termine online zur Verfügung stellen.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert Veränderungen. Ihre Vertreter bemängeln, dass die Vergabepraxis intransparent ist und gesetzliche Krankenkassen nicht die Unterstützung bieten, die benötig wird. Veränderungen in der Zuständigkeit der Kassenärztlichen Vereinigungen werden als dringend notwendig erachtet.
Trotz der Verantwortung der Bundesländer zur Überwachung der Vergabepraxis wird von diesen bislang wenig unternommen, um die Missstände zu beseitigen. Es wird vorgeschlagen, dass die zukünftige Bundesregierung alle zwei Jahre einen Bericht zur Terminvergabe vorlegt, um Transparenz zu schaffen und Diskriminierung zu vermeiden.
Lauterbach kritisiert die Ungleichheit
Bundesgesundheitsminister Lauterbach bezeichnete die ungleiche Behandlung als ungerecht. “Es ist nicht akzeptabel, dass privat Versicherte schneller versorgt werden. Das ist keine Neiddebatte, sondern eine klare Ungerechtigkeit”, so Lauterbach. Weiterhin forderte er, dass gesetzlich Versicherte die gleiche medizinische Versorgung wie Privatversicherte erhalten sollten.
Er rief insbesondere Union und FDP dazu auf, ihre Blockadehaltung aufzugeben, die eine Gleichbehandlung der Versicherten verhindere. Lauterbach argumentierte, dass ohne den Widerstand dieser Parteien bereits Fortschritte zur Beendigung der Zweiklassenmedizin erzielt worden wären.
Auch innerhalb der Union gibt es Forderungen nach Reformen, um die Gleichbehandlung zu verbessern. Ein Reformvorschlag des Krankenkassen-Spitzenverbandes wird als sinnvoll erachtet. Die steigenden Kosten für gesetzlich Versicherte können bei anhaltenden Wartezeiten und Ungleichbehandlung das Vertrauen in das Gesundheitssystem gefährden. Ein ausgewogenes System, in dem keine Diskriminierung stattfindet, ist das Ziel.