Im Finale Silber gesichert
Neugebauer gewinnt erste deutsche Zehnkampf-Medaille seit 28 Jahren
03.08.2024, 22:01 Uhr
Leo Neugebauer sichert sich beim Zehnkampf, nach spannenden Disziplinen, die erste deutsche Medaille seit dem Silbercoup von Frank Busemann im Jahr 1996.
Unter dem begeisterten Jubel der Zuschauer mobilisierte Leo Neugebauer seine letzten Kräfte und kämpfte sich über die 1500 Meter ins Ziel. Obwohl der Traum von Olympischem Gold in weite Ferne rückte, feierte der Stuttgarter am Ende den Gewinn der Silbermedaille – den größten Triumph seiner Karriere. Vor den jubelnden Fans streckte er die Arme in den Pariser Himmel und hauchte Luftküsschen ins Publikum.
Neugebauer lag lange auf Goldkurs, doch Nerven und Muskeln versagten ihm schließlich den Dienst, sodass der Norweger Markus Rooth in einem packenden Finale an ihm vorbeizog. Lindon Victor aus Grenada sicherte sich die Bronzemedaille.
Rooth krönte sich mit beeindruckenden 8796 Punkten zum neuen König der Zehnkämpfer, während Neugebauer am Ende 48 Punkte Rückstand hatte. Der Tokio-Olympiasieger Damian Warner trat zuvor von dem Wettkampf zurück, und der ehemalige Welt- und Europameister Niklas Kaul beendete den Wettkampf mit 8445 Punkten auf dem achten Platz. Till Steinforth aus Halle belegte den 15. Platz.
Alle waren auf Gold für Neugebauer eingestellt, der mit einem deutschen Rekord von 8961 Punkten im Juni als klare Nummer eins der Welt nach Paris angereist war. Der Druck war enorm – offenbar zu groß für sein Olympia-Debüt. Am ersten Wettkampftag lieferte der 24-Jährige eine beeindruckende Performance ab. Mit 10,67 Sekunden über 100 Meter, 7,98 Metern im Weitsprung, 16,55 Metern im Kugelstoßen, 2,05 Metern im Hochsprung und 47,70 Sekunden über 400 Meter hatte er die Führung übernommen.
Doch dann rief der Druck nach einer Pause. Die gigantische Atmosphäre im Stade de France mit über 60.000 Zuschauern und die Erwartungen schienen seine Muskeln mehr zu belasten, als ihm lieb war.
Mit 14,51 Sekunden über die Hürden und 53,33 Metern im Diskuswurf erreichte er nicht die gewohnten Leistungen, und auch die 5,00 Meter im Stabhochsprung lagen unter seinen Erwartungen. Somit geriet Gold außer Reichweite, da er Schwächen im Speerwurf und über die 1500 Meter zeigte.
Viele Fans erinnerten sich an die im Vorjahr erlittene Enttäuschung, als Neugebauer nur den fünften Platz belegte. Doch auch diesmal bewies der talentierte Athlet Stärke und holte 28 Jahre nach Frank Busemann als erster deutscher Zehnkämpfer wieder eine Olympiamedaille.
Von den Zuschauerrängen wurde Neugebauer von seinem Fanclub angefeuert. Seine Familie, darunter Mama Diana, Papa Terrence, Oma und Opa, sowie viele Freunde, waren zur Unterstützung angereist. Am Ende konnten alle zusammen jubeln – über Neugebauers ersten großen Medaillengewinn.