Im Bundestag wird anlässlich der Regierungserklärung von Olaf Scholz und der Unionsanträge zur Migration ein bedeutsames Gedenken an die 80 Jahre seit der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz stattfinden.
Die Gedenkstunde im Plenarsaal des Bundestages wird von einer nachdenklichen Stille geprägt sein, wenn Roman Schwarzman, ein Holocaust-Überlebender aus der Ukraine, spricht. “Die einen sagten, schreib dies auf. Die anderen, das. Wir haben unseren Schmerz in Worte gefasst,” beschreibt er, wie er sich auf seine Ansprache vorbereitet hat, um die Stimmen der Überlebenden zu vertreten.
Unter den Zuhörern befinden sich auch 80 Jugendliche, die an der Jugendbegegnung des Deutschen Bundestages teilnehmen. Diese jungen Menschen hatten zuvor Auschwitz besucht und hören von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, wie wichtig es ist, dass Zeitzeugen ihre Erfahrungen teilen. Schwarzman, der das Ghetto in Bershad überlebte, ist aktiv in der Erinnerungsarbeit tätig, auch angesichts der aktuellen Herausforderungen in der Ukraine.
Schwarzman hat entscheidend zur Gedenkstätte an ein Massaker in Odessa beigetragen, bei dem etwa 25.000 Juden ums Leben kamen. Während die Arbeiten aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine zum Stillstand gekommen sind, bleibt die Erinnerungsarbeit eine wichtige Aufgabe.
Leben im Dienst der Erinnerungsarbeit
Nach den Ansprachen wird es ein Gespräch zwischen den Jugendlichen, Bärbel Bas und Roman Schwarzman geben, bei dem er über seine Erlebnisse im Ghetto, die Herausforderungen bei der Schaffung von Gedenkorten und das heutige Leiden der Überlebenden an der Front sprechen wird.
Marieluise Beck, ehemalige Bundestagsabgeordnete, kennt Schwarzman gut und schildert, wie er sich für eine angemessene Unterstützung der Überlebenden einsetzt. “Er hat sein Leben der Erinnerungsarbeit gewidmet,” fügt sie hinzu.
Bas will auch über die Situation im Nahen Osten sprechen
In der Gedenkstunde werden zudem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas zum Thema Verantwortung in der Gegenwart sprechen, insbesondere in Anbetracht der Ereignisse im Nahen Osten.
Bas betont die Dringlichkeit, das Thema Antisemitismus aktiv anzugehen, um das wachsende Unsicherheitsgefühl von Jüdinnen und Juden zu adressieren.
“Ihr hattet Angst vor Putin und dass er gewinnt”
Roman Schwarzman wird in seiner Ansprache nicht nur über die Vergangenheit reflektieren, sondern auch die momentane Lage in der Ukraine ansprechen. Er fordert mehr Unterstützung und unterstreicht die Herausforderungen, denen sich die Ukraine seit drei Jahren gegen russische Aggressoren stellen muss: “Ihr habt uns nicht so geholfen, wie es nötig war. Ändert das schnell.” Seine ehrlichen Worte versprechen eine bewegende Gedenkstunde im Bundestag heute ab 12 Uhr.