In der Geschichte des FC Bayern München markierte das Jahr 1994 einen Wendepunkt, als der Verein mit einer Erfolglosigkeit zu kämpfen hatte, die die Führungsetage unter Druck setzte. Der neue Rivale Borussia Dortmund setzte sich deutlich ab und die öffentliche Frustration über die sportlichen Misserfolge war spürbar.
„Wenn ich merke, dass ich mich nicht zusammenreißen kann, muss ich Konsequenzen ziehen“, erklärte damals Bayern-Manager Uli Hoeneß, dessen Unruhe an der Seitenlinie die Stimmung nicht besserte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Team in der Saison 1994/95 immerhin auf dem fünften Platz und hatte vier Punkte Rückstand auf die aufstrebenden Dortmunder. Die mediale Diskussion über die Überlegenheit von Borussia Dortmund schien bereits zu brodeln.
Der FC Bayern hatte zuvor eine lange Durststrecke ohne Meistertitel durchlebt. Es war erst vier Jahre zuvor gelungen, den Meistertitel zu holen, nachdem der Verein stabilisiert worden war. Die ersten Jahre der 1990er Jahre waren geprägt von sportlichen Rückschlägen und internen Herausforderungen. Die Krise wurde erst kurz vor Weihnachten 1994 durch eine überraschende Wende abgemildert, als die Führungsetage um Hoeneß entschied, Franz Beckenbauer als neuen Trainer einzusetzen.
Kritik an Trainer Ribbeck
Die Entscheidung fiel nicht ohne Widerstand, da der vorherige Trainer Erich Ribbeck kaum Anklang bei den Spielern fand. Eine deutliche Ansage kam von Spieler Jan Wouters, der dem Trainer in einer Sitzung ins Gesicht sagte, er verstehe nichts von Fußball. Schließlich hätte die Vereinsführung erkannt, dass eine Veränderung nötig war, was zu Ribbecks Entlassung führte.
Am Saisonende hätte die Führung um Hoeneß sich für den mutigen Schritt gratulieren dürfen, da Beckenbauer das Team mit einem minimalen Vorsprung zur Meisterschaft führte. Doch der neue Trainer Giovanni Trapattoni brachte nicht die erhoffte Stabilität. Uli Hoeneß’ Emotionsausbrüche an der Seitenlinie stießen vielerorts auf Unmut und sorgten für Irritationen innerhalb des Teams, was zu einem öffentlichen Konflikt zwischen Hoeneß und Kapitän Lothar Matthäus führte.
Auch außerhalb des Platzes hatte Hoeneß mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Besonders zwei Spieler sorgten für zusätzlichen Druck. Der Schweizer Alain Sutter stand aufgrund gesundheitlicher Probleme im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen medizinischer und alternativer Behandlung. Seine Weigerung, eine konventionelle Therapie in Anspruch zu nehmen, sorgte für Spannungen, die schließlich ein Ultimatum von Hoeneß nach sich zogen.
Ein neuer Hoffnungsträger
Dagegen war der Fall des französischen Nationalspielers Jean-Pierre Papin eine weitere Herausforderung. Mit hohen Erwartungen in den Verein gekommen, musste er sich schnell mit der enttäuschenden Realität auseinandersetzen. Papin stellte klar: „Ich lasse mich nicht als Flop abstempeln, nachdem ich in meiner Karriere so viele Erfolge gefeiert habe.“
Im Herbst 1994 war der FC Bayern also gefordert, um den drohenden Abstieg aus der Spitzengruppe der Bundesliga zu verhindern. Die erneute Berufung von Beckenbauer zum Präsidenten gab den Verantwortlichen die Hoffnung auf eine Wende. Es war jedoch nicht das erste Mal, dass Beckenbauer als „Rettungsanker“ eingeplant wurde – und so bleibt die Frage, ob sich der Verein die nötige Stabilität erarbeiten kann, während die Unruhe weiterhin an den Ufern lauert.