Hochtechnologie für die Kreml-Armee
Deutsche Elektronik weiterhin nach Russland geliefert
18.10.2024, 09:48 Uhr
Berichte deuten darauf hin, dass kritische Produkte eines deutschen Technologiekonzerns über Tarnfirmen an russische Unternehmen gelangt sind, darunter auch ein staatliches Atomwaffenforschungszentrum. Der betroffene Konzern weist diese Vorwürfe zurück.
Stark eingeschränkte westliche Technologie könnte möglicherweise trotz bestehender Sanktionen an Russland geliefert worden sein. Laut einer tschechischen Medienuntersuchung sind hochsensibile Elektroniksysteme des Technologiekonzerns Rohde & Schwarz über vermeintliche Zwischenhändler in Russland gelandet. Dies erlaubt russischen Staatsunternehmen und dem Militär den Zugang zu diesen Produkten.
Den Berichten zufolge wird mindestens ein involvierter Zwischenhändler als Zulieferer eines russischen Forschungszentrums identifiziert, das sich auf Atomwaffen spezialisiert hat. Diese Elektronikprodukte sind entscheidend für Russlands elektronische Kriegsführung. Schätzungen zufolge haben seit Jahresbeginn Waren im Wert von bis zu vier Millionen Dollar den Weg von Tschechien nach Russland gefunden.
Atomwaffen-Institut als Endkunde?
Ein tschechisches Werk stellt elektronische Geräte her, die sowohl für Fabriken als auch für Diagnoseinstrumente genutzt werden, darunter hochspezialisierte Oszilloskope und Signalgeneratoren. Diese Geräte sind für militärische Anwendungen essenziell und stehen auf der EU-Sanktionsliste, die ihre Lieferung nach Russland untersagt.
Das tschechische Ministerium für Industrie und Handel hat bestätigt, dass die Geräte zu den sanktionierten Waren zählen. Es wird berichtet, dass Geräte über chinesische und türkische Firmen nach Russland exportiert wurden. Eine Analyse zeigt, dass diese Zwischenhändler möglicherweise Produkte an russische Unternehmen, darunter auch Haan, verkauft haben, die Verbindungen zu einem renommierten wissenschaftlichen Institut in Moskau haben, das sich auf die Entwicklung von Atomwaffen konzentriert.
Rohde & Schwarz weist Verbindungen zurück
Rohde & Schwarz betont, dass die Exporte nach Russland eingestellt wurden, bevor die Sanktionen in Kraft traten, und erklärt, dass alle Handelsaktivitäten mit dem Land seither strikt eingestellt wurden. Doch aufgrund der aktuellen Berichte drohen dem Unternehmen mögliche Ermittlungen zur Umgehung von Sanktionen in Tschechien.
Das Unternehmen versucht aktiv, Verzögerungen im Zoll und illegale Importe in sanktionierte Länder zu verhindern, sieht jedoch Herausforderungen in der gesamten Branche.
Technologie für Drohnen und elektronische Störungen
Andere Technologien haben offenbar seit Jahresbeginn russische Militärstützpunkte und woanders wichtige Stellung beziehen können. Berichten zufolge hätte die Militärfirma Special Technological Center Elektronikkomponenten von Rohde & Schwarz für militärische Zwecke beschafft.
Unabhängige Quellen zeigen, dass Produkte von Rohde & Schwarz möglicherweise für die elektronische Kriegsführung der russischen Armee genutzt werden, darunter Einrichtungen zur Störung von Kommunikationslinien im Ukraine-Konflikt.
Russland auf westliche Technologie angewiesen
Analysen zeigen, dass westliche Unternehmen, einschließlich Rohde & Schwarz, eine bedeutende Rolle bei den Importen elektronischer Geräte nach Russland spielen. In nur einem Jahr kauften russische Unternehmen 57 in Russland hergestellte und 669 importierte Spektrumanalysatoren, wobei westliche Produkte in diesem Technologiebereich als unerlässlich gelten.
Angesichts der begrenzten Produktionskapazitäten in Russland sind diese westlichen Produkte von großer Bedeutung, insbesondere im hochfrequenten Bereich. Der Mangel an heimischen Alternativen verschärft die Notwendigkeit für Russland, sich auf internationale Lieferanten zu stützen.