“Hat mich sehr befremdet”
Lübcke-Witwe äußert scharfe Kritik an Merz nach Wahlkampfauftritt
27.02.2025, 00:11 Uhr
Friedrich Merz, der CDU-Chef, äußerte während eines Wahlkampfauftritts seinen Unmut über Protestierende und hob dabei die fehlende Solidarität nach dem Mord an Walter Lübcke hervor. Nun erhebt dessen Witwe, Irmgard Braun-Lübcke, entschiedene Einwände gegen Merz’ Aussagen.
In einer Stellungnahme reagierte Braun-Lübcke auf die Äußerungen Merz’, die diesen Samstag beim gemeinsamen Wahlkampfabschluss der CSU und CDU in München gemacht wurden. “Die Aussage von Friedrich Merz hat meine Familie und mich sehr befremdet und ich möchte sie so nicht stehen lassen”, erklärte sie.
Merz kritisierte bei dem Auftakt die deutschlandweiten Demonstrationen gegen Rechts, die sich auch gegen die CDU richteten, und stellte die Frage: “Wo waren die denn, als Walter Lübcke in Kassel von einem Rechtsradikalen ermordet wurde?”
Entgegen Merz’ Darstellung betont Braun-Lübcke, dass es nach dem Mord an ihrem Mann ein breites gesellschaftliches Bekenntnis zu Demokratie und dessen Werten gab. Tausende Menschen, darunter linke, liberale und konservative Demokraten, gingen auf die Straße. “Gemeinsam haben sie sich klar gegen Gewalt, Hass und Hetze sowie eindeutig für Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit positioniert. Dies gab uns als Familie sehr viel Kraft und zeigte, wir sind nicht allein, du bist nicht allein, wir treten gemeinsam ein für den Bestand unserer Demokratie,” so Braun-Lübcke.
In ihrer Erklärung fordert sie auch: “In dieser schwierigen Zeit, in der so Vieles, was bisher selbstverständlich war, ins Wanken gerät, sind wir alle mehr denn je gefordert, insbesondere die Politik, Menschen zusammenzuführen und gemeinsam für Werte einzutreten, wie es mein Mann getan hat.”
Walter Lübcke, der Regierungspräsident in Kassel, wurde im Juni 2019 vor seinem Wohnhaus von einem Rechtsextremisten erschossen.