Die Entscheidung der US-Regierung, die Entwicklungshilfe einzustellen, könnte in Afrika Millionen von Menschenleben gefährden und zudem das globale Risiko für Seuchen erheblich erhöhen.
Die Gesundheitssysteme vieler afrikanischer Länder stehen vor immensen Herausforderungen, darunter Ebola, Marburg-Virus, Affenpocken, hohe HIV-Raten, COVID-19, Malaria und unzureichend ausgestattete Krankenhäuser. In diesem kritischen Kontext ist die Ankündigung der US-Regierung, die amerikanische Entwicklungsagentur zu schließen und die Gelder für die Weltgesundheitsorganisation zu streichen, besonders besorgniserregend.
In Staaten wie Uganda sind die Gesundheitssysteme stark von US-Hilfsgeldern abhängig. Das Gesundheitsministerium finanziert lediglich 36 Prozent seines Budgets aus eigenen Mitteln, während der Rest von internationalen Gebern, insbesondere den USA, kommt. Im Jahr 2023 flossen über 470 Millionen Dollar in Ugandas Gesundheits- und Entwicklungssektor, viele davon zur Beschaffung und kostenlosen Verteilung von Medikamenten zur Bekämpfung von HIV. Diese Unterstützung ermöglicht es etwa 1,2 Millionen HIV-positiven Ugandern, unter kontinuierlicher Medikation ein relativ normales Leben zu führen. Weltweit sind mehr als 20 Millionen HIV-Patienten auf das US-Hilfsprogramm zur Bekämpfung von AIDS angewiesen.
Die finanziellen Mittel sind auch wichtig für HIV-Tests, Geburts-Präventionsmaßnahmen gegen die Übertragung des Virus sowie die Entwicklung neuer Medikamente. Doch nun stagnieren die bereits beschafften Medikamente und HIV-Tests in Lagerräumen, da sie nicht mehr verteilt werden dürfen.
Uganda inmitten eines Ebola-Ausbruchs
Für Uganda hat diese Situation verheerende Auswirkungen, da das schon angeschlagene Gesundheitssystem derzeit enormen Belastungen ausgesetzt ist. Kürzlich wurde ein neuer Ebola-Ausbruch gemeldet, und der Druck auf das bereits überforderte System nimmt zu. Die Gesundheitsbehörden müssen rasch Kontaktpersonen identifizieren und isolieren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern.
Zusätzlich sieht sich Uganda einer steigenden Infektionsrate bei Affenpocken gegenüber, die insbesondere Kinder betrifft. Die Schulen mussten vor kurzem wieder öffnen – doch die Lernbedingungen sind alarmierend: 15 Millionen Schüler in überfüllten Klassen ohne grundlegende Hygienevorkehrungen. Ein finanzielles Aus für grundlegende Gesundheits- und Hygienemaßnahmen ist einfach nicht mehr möglich.
Fokus auf “lebensrettende Maßnahmen”
Das Gesundheitssystem Ugandas steckt seit 2023 in einer tiefen Krise. Nach Inkrafttreten eines kontroversen Gesetzes zur Sexualität reduzierten westliche Geber, einschließlich der USA, bereits die Entwicklungsfinanzierung. Eine plötzliche Streichung der Mittel hat im Vorfeld des Haushaltsplans für 2024 niemand vorausgesehen. Es droht ein Engpass bei medizinischen Versorgungen sowie bei der Bezahlung von Gesundheitspersonal. Ein erstes Gesundheitszentrum in der Nähe von Kampala musste bereits schließen. Über 20 Mitarbeiter mussten aufgrund eines möglichen Ebola-Verdachtsfalls isoliert werden.
Es gibt jedoch eine Ausnahmeregelung für “lebensrettende Maßnahmen” wie HIV-Medikamente, die beantragt werden müssen – ein langwieriger und ungewisser Prozess.
Die “America First”-Politik hat auch in Afrika Reaktionen ausgelöst, die mehr Eigenverantwortung und Unabhängigkeit von ausländischer Hilfe fordern. Experten betonen, dass es an der Zeit sei, neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Gesundheitssysteme in Afrika zu erkunden.
Schuldenproblematik in Afrika
Die Frage bleibt jedoch, wie diese Eigenverantwortung umgesetzt werden kann, da viele afrikanische Staaten bereits in tiefen Schuldenfängen stecken. Uganda gibt jährlich mehr als die Hälfte seines Haushalts für die Rückzahlung internationaler Kredite aus, was die Investition in das Gesundheitswesen zusätzlich erschwert.
Der Aufbau des Afrikanischen Zentrums für Krankheitskontrolle wurde mithilfe von US-Geldern nach dem Ebola-Ausbruch 2013-2016 initiiert und ist nach wie vor auf ausländische Unterstützung angewiesen. Die Verknappung von Mitteln für die Gesundheitssysteme in Afrika birgt potenziell das Risiko einer globalen Pandemieerhöhung.