“Einer Rosskur unterwerfen”
Ex-Porsche-Chef Wiedeking fordert drastische Reformen bei VW
10.09.2024, 01:45 Uhr
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Der ehemalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gibt deutliche Empfehlungen für den Volkswagen-Konzern inmitten seiner Krise. Er kritisiert mangelnde Effizienz und übermäßige Mitarbeiterzahlen, bietet jedoch auch Hoffnung für die Zukunft.
Wiedeking vertritt die Ansicht, dass VW harten Einschnitten nicht entkommen kann. “VW sollte sich in Deutschland einer umfassenden Reform unterziehen,” sagte er in einem aktuellen Interview. Er hebt hervor, dass die Effizienz in den deutschen Werken im Vergleich zu anderen Standorten, selbst innerhalb des Konzerns, unzureichend ist. “Es waren immer schon zu viele Mitarbeiter an Bord,” so seine Einschätzung.
Nach Wiedekings Einschätzung bleibt VW-Aufsichtsratschef Oliver Blume nichts anderes übrig, als einen rigorosen Sanierungskurs einzuleiten. “Blume hat die Verantwortung für die Herausforderungen, die seit Martin Winterkorn aufgelaufen sind. Die Ursachen für die Probleme sind seit Jahren bekannt,” erklärt Wiedeking, der von 1991 bis 2009 Porsche leitete und den Konzern erfolgreich sanierte. Er lobt Blume und betont, dass erstmals ein Manager an der Spitze stehe, der klar die notwendigen Schritte benennt.
Wiedeking fordert zudem neue Strukturen und eine höhere Effizienz. “Alle Standorte müssen sich international behaupten können,” betont er. Dies gelte auch für den Standort Wolfsburg. “Der Wandel ist notwendig. Es ist wichtig, dass diese Veränderungen zeitnah umgesetzt werden.”
“VW kann zukunftsfähig sein”
Dennoch bleibt Wiedeking optimistisch bezüglich der Zukunft von VW. “VW hat eine bedeutende Geschichte, und es ist ein Unternehmen, das zukunftsfähig sein kann.” Er appelliert an eine gemeinsame Anstrengung von Belegschaft, Arbeitnehmervertretern und Management zur Umsetzung der erforderlichen Veränderungen.
Volkswagen hat kürzlich drastische Sparmaßnahmen angekündigt, darunter die Aufhebung der seit drei Jahrzehnten bestehenden Beschäftigungssicherung und mögliche Schließungen von Fahrzeug- und Komponentenwerken in Deutschland – ein beispielloser Schritt in der Unternehmensgeschichte. In Deutschland betreibt Volkswagen elf Produktionsstandorte mit etwa 120.000 Beschäftigten.