Krise in der deutschen Autoindustrie
VDA-Präsidentin warnt vor gravierenden Standortproblemen
03.08.2024, 15:36 Uhr
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Die deutsche Autoindustrie sieht sich wachsenden Herausforderungen durch Produktionsverlagerungen ins Ausland gegenüber. VDA-Präsidentin Müller äußert, dass unter bestimmten Bedingungen die Fertigung in Deutschland aufrechterhalten werden kann, warnt jedoch, dass Strafzölle gegen China nicht der richtige Weg seien.
Die Branche steht angesichts steigender Energiepreise und übermäßiger Bürokratie vor ernsthaften Risiken. “Einige Werke können nur aufgrund von Gewinnen in Übersee aufrechterhalten werden. Wir haben ein erhebliches Standortproblem”, erklärte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Müller.
Um Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern, seien niedrigere Energiepreise, eine gesicherte Rohstoffversorgung und der Abbau bürokratischer Hürden erforderlich. Stattdessen setze die EU, beispielsweise mit dem Lieferkettengesetz, neue bürokratische Anforderungen um.
“Die Bundesregierung muss vom Reden ins Handeln kommen, andernfalls wird die schleichende Deindustrialisierung nicht aufzuhalten sein, da Deutschland bei den Produktionskosten nicht wettbewerbsfähig bleibt”, warnte Müller. Berlin sollte mehr Druck auf Brüssel ausüben und neue Energiepartnerschaften sowie Handelsabkommen in Afrika, dem Nahen Osten und Lateinamerika schließen. “Es geht nicht darum, ob wir gute Autos bauen können. Es geht um die Rahmenbedingungen”, betonte sie.
Die VDA-Präsidentin forderte außerdem die Rücknahme der EU-Strafzölle auf chinesische Elektroautos. Obwohl die Subventionen in China eine Herausforderung darstellen, seien Strafzölle nicht das geeignete Mittel zum Schutz der Branche. “Gegenmaßnahmen aus China könnten drohen und eine Spirale des Protektionismus verursachen, die Deutschland als Exportnation am härtesten treffen würde.”
Befürchtungen über eine E-Auto-Schwemme übertrieben
Deutsche Hersteller verkaufen in China etwa 100-mal mehr PKW als chinesische Marken in Deutschland, was die Sorgen über eine E-Auto-Schwemme aus Asien als übertrieben erscheinen lasse, so Müller. Die Verhandlungen zwischen der EU-Kommission und Peking müssten intensiviert werden, um Lösungen zu finden.
Im Hinblick auf den stagnierenden E-Automarkt forderte Müller einen schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur. “Das Wichtigste, um die E-Mobilität voranzubringen, sind Ladesäulen, Ladesäulen und nochmals Ladesäulen!”, betonte sie. In über einem Drittel aller Gemeinden existiert noch kein öffentlicher Ladepunkt, und fast drei Viertel aller Gemeinden haben nicht einmal Schnellladepunkte installiert.
Transportunternehmen, die an Schnellladesäulen für ihre Elektro-LKW interessiert sind, hören von ihren Netzbetreibern oft: “Das können wir in sechs oder acht Jahren realisieren”. Zudem müsse das Bezahlsystem vereinheitlicht und vereinfacht werden, damit Nutzer an jedem Ladepunkt Laden können.