Der Weg zum Plateau de Beille
Tadej Pogacar dominiert im Radsport und übertrifft alle Erwartungen
30.12.2024, 06:56 Uhr
Die Wiederbelebung des Radsports ist eng verbunden mit dem Aufstieg von Athleten wie Jonas Vingegaard, Remco Evenepoel und dem überragenden Tadej Pogacar, der Rekorde bricht und neue Maßstäbe setzt.
Auf der 17. Etappe der Tour de France gab Pogacar auf. “I’m gone. I’m dead”, funkte er am Anstieg zum Col de la Loze, während Vingegaard um den Gesamtsieg kämpfte. Am 19. Juli 2023, als Pogacar auf dem Rad “starb”, war niemand auf das Comeback vorbereitet, das folgen sollte.
Ein Jahr später tritt er als Giro-Sieger und Topfavorit zur Tour an, während Vingegaard nach einem schweren Sturz im Frühjahr kämpfend zurückkommt. Trotz Rückständen bleibt es bis zur zweiten Hälfte der Rundfahrt spannend. Auf der 14. Etappe beweist Pogacar mit einer taktischen Meisterleistung, dass er in Bestform ist und holt 39 Sekunden Vorsprung.
Am Tag darauf testet Vingegaard seine Grenzen. Pogacar bleibt ruhig hinter ihm, wartet auf den richtigen Moment. Fünf Kilometer vor dem Ziel setzt er zum entscheidenden Angriff an und lässt Vingegaard hinter sich. “Es war ein unglaublicher Tag”, meldet Pogacar nach dem Rennen. Mit einem Vorsprung von 3:09 Minuten auf Vingegaard am Ende der Etappe und letztlich 6:17 Minuten in der Gesamtwertung des Tours zeigt er eindrucksvoll seine Dominanz.
81 Kilometer Solo-Fahrt als Maßstab für Größe
“Jeder Sieg hat seine eigene Geschichte”, erklärte Pogacar nach seinem vierten Sieg in Folge bei der Lombardei-Rundfahrt, die er nach einer fast 50 Kilometer langen Solofahrt für sich entscheiden konnte. Remco Evenepoel, der Zweitplatzierte, zeigte sich beeindruckt: “Ein Phänomen fuhr vor mir.”
Pogacar stellte erneut einen Rekord auf, etwas, das nur dem legendären Fausto Coppi von 1946 bis 1949 gelungen war. Mit unglaublichen 25 Siegen in einer Saison ist es eine Leistung, die in die Geschichtsbücher eingeht.
Er triumphiert beim Giro, der Tour und der WM in einer Saison, ein Kunststück, das zuvor nur Eddy Merckx und Stephen Roche gelungen war. Dabei lässt Pogacar nicht nur bei den großen Rundfahrten aufhorchen, sondern auch bei den Eintagesklassikern wie Lüttich-Bastogne-Lüttich und Strade Bianchi, wo er mit einem epischen Solo-Ritt von 81 Kilometern die Konkurrenz hinter sich lässt.
Auf der 15. Etappe zeigt sich, dass selbst die besten Radfahrer den Unterschied zu Pogacar erkennen müssen. Vingegaard, der trotz erheblicher Anstrengungen und eigener Bestleistungen zurückbleibt, lobt Pogacar nach der letzten Etappe: “Es ist eines der besten Ergebnisse meiner Karriere.” Pogacar bleibt unangefochten und zeigt, dass er nicht nur Geschwindigkeit hat, sondern auch einen klaren Kopf.
Ein Jahr voller Heldentaten im Radsport
“Ich musste sehen, wo ich herkomme. Nach meinem Crash habe ich fast jeden Knochen im Körper gebrochen”, sagt Vingegaard, der stolz auf sein Comeback ist. Trotz der unvermeidlichen Niederlage gegen Pogacar gibt er nicht auf und erkennt an, dass er dessen Widersacher mit Respekt begegnen muss.
In einer außergewöhnlichen Saison, die Pogacar durch seine Erfolge nachhaltig prägt, bleibt die Frage nach der Reinheit des Sports nicht aus: Ist dieser außergewöhnliche Erfolg sauber? Pogacar zeigt sich gelassen: “Ich verstehe die Leute, aber mir ist das egal. Ich weiß, wer ich bin.”
Der Radsport hat sich seit den Doping-Skandalen grundlegend gewandelt. Die Tour de France erfreut sich einer nie dagewesenen Popularität und ist Teil des großen Sport-Hypes. Pogacar, der sich auf dem Weg zum Plateau de Beille und in die Ruhmeshalle des Radsports befindet, schreibt die größte Geschichte dieser Epoche.