“Tatort” im Schnellcheck
Dysfunktional in Dortmund
25.12.2024, 15:07 Uhr
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Kommissar Faber steht vor seiner 25. “Tatort”-Herausforderung. Der Episodentitel “Made in China” spielt mit der Spannung zwischen Kammerspiel und der komplexen Thematik der Industriespionage. Ein Jubiläum ohne Leiche, aber mit tiefgründigen Dialogen, die für mehrere Drehbücher ausreichen könnten.
Was passiert?
Eine blutverschmierte, verwirrte junge Frau wird aufgegriffen, ein Messer in der Hand. “Ich hab ihn umgebracht”, behauptet sie, doch die Leiche bleibt unauffindbar. Kommissar Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) entdecken allmählich Zusammenhänge. Die Frau ist die Tochter von Sophia Haiden (Marie-Lou Sellem) und ihrem Ehemann Jo (Gerhard Roiß), einem wichtigen Mann in der Stahlindustrie.
In der komplexen Familienbeteiligung zeigt sich eine spannende Dynamik: die sachliche Ehefrau, der abwesende Ehemann und eine Tochter, die möglicherweise eine Mörderin ist – oder gibt es doch einen anderen Faktor, wie einen enttäuschten Liebhaber (Francis Fulton-Smith)? Unter der Oberfläche brodelt es in der Familie Haiden, während auch Faber und Herzog mit ihren eigenen familiären Schwierigkeiten konfrontiert sind. Herzogs ehemalige RAF-Terroristin-Mutter entfaltet ihre eigene Dynamik, während Fabers dementer Vater in den letzten Zügen seines Lebens weilt. Zudem gibt es Spannungen im Verhältnis zu der neuen Vorgesetzten Ira Klasnić (Alessija Lause) und dem Kriminaltechniker Haller (Tilman Strauß).
Worum geht’s wirklich?
Die Handlung entfaltet sich in einer luxuriösen Villa, einem idealen Ort für familiäre Dysfunktionalität. Doch bleibt die zentrale Botschaft unklar. Drehbuchautor Wolfgang Stauch hält sich bedeckt und betont das internationale Interesse an der Thematik “Made in Germany” und den aktuellen Bezügen zu China, was die Sichtweise auf Technologie und Industrie betrifft.
Wegzapp-Moment?
Obwohl Hauptcharakter Faber im Parka ein vertrauter Anblick ist, wird den Zuschauern die Spannung nicht leicht gemacht. Die zahlreichen Dialoge und Erklärungen könnten bei einem entspannten Feiertagsabend dazu führen, dass man schnell die Aufmerksamkeit verliert.
Wow-Faktor?
Das häufige Thematisieren von möglichen Tatverläufen innerhalb kurzer Zeit könnte die Spannung mindern, insbesondere wenn ähnliche dramaturgische Elemente in den letzten Episoden bereits intensiv behandelt wurden. Daher wäre ein stärker fokussierter Ansatz wünschenswert.
Wie war’s?
5 von 10 Punkten – Herzlichen Glückwunsch zum 25. Fall, beim nächsten Mal wünschen wir uns eine zielgerichtetere Erzählung.