Die Spitzenkandidatin der BSW in Thüringen hat im Januar von den Linken zur neuen Partei von Sahra Wagenknecht gewechselt. Kurz zuvor versuchte der BSW-Landeskoordinator, auch Bodo Ramelow für die neue Partei zu gewinnen.
Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat Berichten zufolge zu Beginn des Jahres die Absicht geäußert, den Thüringer Ministerpräsidenten und Politiker der Linken, Bodo Ramelow, abzuwerben. Ramelow bestätigte, dass ihm im Januar die Spitzenkandidatur für das Bündnis in Thüringen angeboten wurde.
Der BSW-Landeskoordinator, Thomas Schmid, der nun als Direktkandidat in Erfurt antritt, argumentierte, “es wäre großartig, gemeinsam gegen die AfD zu kämpfen, und ich wäre der geeignete Spitzenkandidat”, so Ramelow.
Ramelow hat Chatnachrichten zwischen ihm und Schmid, in denen Schmid ihm vorschlug: “Das beste wäre ein BSW mit Ihnen an der Spitze. Das wäre meine Wahl.”
Schmid als “Headhunter”?
Auf Anfrage wies Schmid die Vorwürfe einer Abwerbung Ramelows zurück. Er bestätigte zwar die Nachricht an Ramelow, bestreitet jedoch, dass dies als Abwerbeversuch gemeint war. Er betonte, dass Ramelow ihn kontaktiert habe, um seinen Motiv zu hinterfragen.
Zu diesem Zeitpunkt war der BSW in der Aufbauphase, und innerhalb der Linken gab es bereits erste Befürchtungen, dass Politiker zur BSW wechseln könnten. Ob Ramelow sich tatsächlich zuerst bei Schmid gemeldet hat, ist aus den Chatnachrichten nicht klar ersichtlich.
Ramelow bezeichnete Schmid rückblickend als “Headhunter”, der proaktiv nach weiteren Mitgliedern für das BSW in Thüringen suchte.
Schmid bestreitet, AfD-Mitglied gewesen zu sein
In den Chats bestreitet Schmid, dass er zu diesem Zeitpunkt Mitglied des BSW war. Er gab an, seit Februar 2024 als Landeskoordinator mit dem Aufbau des Verbands betraut zu sein und tritt jetzt als Direktkandidat in Erfurt an.
Investigative Recherchen hatten zuvor ergeben, dass Schmid 2013 Pressesprecher der AfD Thüringen werden sollte. Zudem existieren Mitgliederlisten der AfD von 2014 bis 2015, auf denen Schmid als Mitglied verzeichnet ist. Er weist jedoch alle Behauptungen zu einer Mitgliedschaft in der AfD zurück.
Offenbar auch SPD-Politiker angefragt
Neben Ramelow soll Schmid auch den Thüringer Innenminister und SPD-Landesvorsitzenden Georg Maier angesprochen haben. Maier äußerte, das Gespräch habe nicht wie eine Anwerbung gewirkt, sondern eher wie ein Vorstoß zur Zusammenarbeit. Schmid erklärte, er habe lediglich darauf hingewiesen, dass die SPD etwas unternehmen müsse, um ihre Stärke zurückzugewinnen.
Der BSW-Landesverband in Thüringen wurde im März gegründet, mit der ehemaligen Linken-Politikerin Katja Wolf als Spitzenkandidatin. Ihr Wechsel zum BSW im Januar sorgte für große Aufregung innerhalb der Linken, genau wie der Versuch, Ramelow für die neue Partei zu gewinnen. Es wurde auch berichtet, dass der SPD-Oberbürgermeister von Erfurt, Andreas Bausewein, ursprünglich einen Wechsel in Erwägung zog, sich jedoch kurz vor der Bekanntgabe dagegen entschied.