Ärzte und Apotheker warnen vor einer ernsthaften Krise: Derzeit sind fast 500 Medikamente von Lieferengpässen betroffen, darunter unerlässliche Präparate wie Antibiotika und Insuline. Besonders in der bevorstehenden Erkältungssaison sind Versorgungsprobleme zu erwarten.
Der Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Mathias Arnold, äußerte ernste Bedenken bezüglich der aktuelle Situation. “Fast 500 Medikamente sind derzeit von Lieferengpässen betroffen. Apotheken befürchten, dass sie ihre Patienten in der jetzt beginnenden Erkältungssaison nicht ausreichend mit allen notwendigen Medikamenten versorgen können.”
Diese Lieferengpässe betreffen lediglich die freiwilligen Meldungen der Hersteller, was darauf hindeutet, dass das tatsächliche Ausmaß des Problems möglicherweise noch erheblich größer ist. Viele essentielle Medikamente, darunter Antibiotika, Insuline sowie Schmerz- und Betäubungsmittel, sind betroffen.
Keine spürbare Entlastung für Apotheken
Laut Arnold hat das letztes Jahr verabschiedete Lieferengpassgesetz bisher keine signifikante Entlastung für die Apotheken gebracht. “Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach angesprochene ‘Halbierung der Lieferengpässe’ kommt bei den Patienten kaum an”, betonte er. “Apotheken müssen weiterhin täglich viel Zeit und Personalaufwand aufwenden, um Alternativmedikamente für ihre Patienten zu finden.”
Diese Engpässe führen auch zu Schwierigkeiten für die Ärzte, sagte Susanne Johna, die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund. “Patienten müssen häufig auf andere Medikamente umgestellt werden, wenn das gewohnte Arzneimittel nicht verfügbar ist.”
Solche Umstellungen können in vielen Fällen unproblematisch sein, allerdings können sie je nach Zusammensetzung des jeweiligen Präparates auch zu Beschwerden führen. Besonders bei Medikamenten für Kinder besteht die Gefahr von Engpässen während einer schweren Erkältungswelle, wie bereits im Winter vor zwei Jahren zu beobachten war.