Alles vergeben und vergessen?
Wie die AfD-Fraktion mit ihren Radikalen umgehen will
Ungewöhnliche Stille bei der ersten Sitzung der neuen AfD-Bundestagsfraktion, die signalisierte, dass die Gruppe harmonischer und selbstbewusster auftritt als zuvor.
Die erste Sitzung der neu gewählten AfD-Bundestagsfraktion zog sofort Aufmerksamkeit auf sich. Während im Jahr 2021 noch um jeden Stimmenkampf geschürt wurde, verlief das aktuelle Treffen mit 152 Abgeordneten, darunter 92 Neulinge, bemerkenswert reibungslos. In einer Zeit voller Kontroversen scheinen sich die Fraktionsmitglieder in ihrem Auftreten umso geschlossener und kooperativer zu zeigen.
Die Sitzung fand im Marie-Elisabeth-Lüders Haus statt, und der Zugang zu den Abstimmungsergebnissen war für Journalisten durch die große Glasfront kaum zu unterbinden. Erinnerungen an die turbulenten Zeiten von vor dreieinhalb Jahren wurden wach, als das Publikum gespannt auf die Entwicklungen blickte. Der neue Fraktionsvorstand wurde rasch gewählt, und im Vergleich zu früheren Sitzungen nahm man eine positive Veränderung der Atmosphäre wahr.
Unruhe um Krah und Helferich
Die Personalien von Maximilian Krah und Matthias Helferich sorgten für vorab Diskussionen. Krah, einst Spitzenkandidat, sah sich in der Vergangenheit mit verschiedenen Skandalen konfrontiert, darunter Vorwürfe und öffentliche Kontroversen, die seine Karriere belasteten. Trotz dieser Schwierigkeiten gab es letztlich keine Anträge gegen seine Mitgliedschaft. Krah äußerte, dass viele Anschuldigungen “sich in Luft aufgelöst” hätten und bezeichnete die negativen Stimmen als nicht politisch begründet.
Die Parteiführung, vertreten durch die Fraktionsvorsitzende Weidel und Co-Chef Chrupalla, könnte sich jedoch auf eine heikle Balance zwischen Rückhalt und Kritik eingestellt sehen. Die Stimmung in der Partei ist geteilt, insbesondere in Bezug auf Krah, dessen Stil als radikal und polarisierend empfunden wird. Dennoch zeigte er sich für die Zukunft zurückhaltend und versprach, sich nicht sofort wieder in den Vordergrund zu drängen.
Ein weiterer Wackelkandidat, Matthias Helferich, agiert in einem ähnlichen Spannungsfeld. Er hat in der Vergangenheit mit bedenklichen Äußerungen in sozialen Medien für Aufsehen gesorgt und sieht sich einem anhaltenden Parteiausschlussverfahren ausgesetzt. Helferich, der um seine Position ringt, betonte, dass er lediglich “überleben” wolle und nicht beabsichtige, die Parteihierarchie anzufechten.
Die Herausforderungen für beide Abgeordneten zeigen deutlich, dass die AfD-Fraktion in einer Phase des Umbruchs und der Neuorientierung steckt. Um langfristig stabil zu bleiben, muss sie einen sensiblen Umgang mit kontroversen Figuren pflegen und zugleich die eigenen Ideale wahren.