AfD bei 34 Prozent
Der Osten wählt blau – aber nicht überall
24.02.2025, 00:26 Uhr
Die Abstimmungen sind noch nicht vollständig ausgewertet, jedoch zeigt sich ein klarer Trend: In weiten Teilen wählt der Osten rechts. Die AfD wird, insbesondere durch die Unterstützung in den neuen Bundesländern, voraussichtlich die zweitstärkste Kraft im kommenden Bundestag sein.
Nach einer Hochrechnung hat die AfD in Ostdeutschland bei der Bundestagswahl einen signifikanten Stimmenanteil erzielt. Laut aktuellen Schätzungen entfallen 34 Prozent der Stimmen auf die Partei, die vom Verfassungsschutz als rechtsradikaler Verdachtsfall beobachtet wird. Diese Hochrechnung berücksichtigt auch die Stimmen aus Ostberlin.
Die AfD übertrifft dabei die Stimmen von SPD (11,3 Prozent), Grünen (6,8 Prozent) und FDP (3,3 Prozent) deutlich. Auch im Vergleich zur Union mit 17,8 Prozent erzielt die AfD fast doppelt so viele Stimmen. Die Linke kann laut Hochrechnung im Osten 13,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinen, während das BSW 10,2 Prozent erreicht.
AfD-Chef Tino Chrupalla erreichte in seinem Wahlkreis Görlitz einen überwältigenden Sieg mit 48,9 Prozent der Erststimmen, was mehr als doppelt so viele Stimmen wie der CDU-Kandidat Florian Oest bedeutet. Chrupalla hat sein Ergebnis im Vergleich zu den vorherigen Bundestagswahlen gesteigert. 2017 hatte er den damaligen CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer nur knapp mit 32,4 zu 31,4 Prozent der Erststimmen geschlagen.
Extremismusforscher: Mehrheit im Osten lehnt die AfD ab
Der Soziologe und Extremismusforscher Matthias Quent stellt fest, dass die AfD sich über ein radikales Milieu hinaus etabliert hat. Die politische und kulturelle Spaltung zwischen Ost- und Westdeutschland geht weiter. Er hält es für wenig wahrscheinlich, dass die AfD in vier Jahren stärkste Kraft bei einer Bundestagswahl werden kann. “Das ist im Grunde das AfD-Rezept, sie macht sich größer, als sie wirklich ist”, so Quent. Auch die Mehrheit der ostdeutschen Bevölkerung lehnt die AfD weiterhin ab.
Noch sind nicht alle Wahlkreise ausgezählt, jedoch ist klar, dass nicht der gesamte Osten blau gefärbt ist. In Berlin sicherte sich die Linke vier Direktmandate, darunter zwei im Ostteil der Stadt. Gregor Gysi und Parteichefin Ines Schwerdtner verteidigten ihre Plätze in ihren Wahlkreisen. Leipzig II ging an Sören Pellmann, während Bodo Ramelow mit 36,8 Prozent im Wahlkreis Erfurt-Weimar gegen den AfD-Kandidaten Alexander Claus gewann. Auch die Sozialdemokraten konnten einen ostdeutschen Wahlkreis für sich entscheiden. Noch-Kanzler Olaf Scholz sicherte sich das Direktmandat im Kreis Potsdam mit einem knappen Vorsprung vor der CDU-Kandidatin.