Ines Schwerdtner und Jan van Aken wurden auf dem Bundesparteitag in Halle (Saale) als neue Vorsitzende der Linkspartei gewählt und erhielten dabei eine überwältigende Zustimmung.
Die Wahl von Ines Schwerdtner und Jan van Aken zur Parteispitze wurde durch 79,8 Prozent beziehungsweise 88,0 Prozent der Stimmen auf dem Bundesparteitag in Halle bestätigt.
Das neue Führungsduo übernimmt die Position von Janine Wissler und Martin Schirdewan, die beide nicht mehr zur Wahl standen.
Ziel: Wiedereinzug in den Bundestag
Die Partei befindet sich in einer Krise, nachdem der Flügel um die frühere Fraktionschefin Sahra Wagenknecht abgespalten wurde. Auch in Ostdeutschland, einst Hochburg der Linkspartei, hat die Partei an Unterstützung verloren.
Aktuelle Umfragen zeigen die Linkspartei bundesweit mit drei bis vier Prozent der Stimmen. Das erklärte Ziel besteht darin, 2025 wieder in den Bundestag einzuziehen.
Kampf gegen die “unanständig Reichen”
Van Aken trat in seiner Bewerbungsrede kämpferisch auf. Er betonte, dass die Partei energischer sei als die Wahlergebnisse vermuten lassen. An der Basis sei “so viel Energie, so viel Feuer”.
Er beabsichtigt, die Stimme der Mehrheit der Bevölkerung zu vertreten und sich den “unanständig Reichen” entgegenzustellen. Seine Vision ist es, der Bevölkerung Hoffnung zu geben. “Ich habe keine Lust mehr, den Menschen zu erzählen, wie schlecht es ihnen geht”, so van Aken.
Er erhielt 477 von 542 gültigen Stimmen, während sein weitgehend unbekannter Mitbewerber nur 19 Stimmen erhielt.
Erfahrungen aus der Kampagnenorganisation
Jan van Aken war von 2009 bis 2017 Mitglied des Bundestages und vertrat den Wahlkreis Hamburg-Altona. Er war aktives Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und setzte sich für Rüstungskontrolle ein.
Er hat erklärt, dass er aus Überzeugung für eine Mandatsbegrenzung ist und es unklar bleibt, ob er erneut für den Bundestag kandidieren oder sogar als Spitzenkandidat antreten möchte. Aktuell hat er keine solchen Pläne.
Der 63-jährige Biologe hat bei Greenpeace Kampagnenorganisation gelernt und war von 2004 bis 2006 Biowaffeninspekteur der Vereinten Nationen.
Van Aken für “Worte statt Waffen”
Seit 2007 Mitglied der Linken, war van Aken zeitweise stellvertretender Bundesvorsitzender. Nach seiner Zeit im Bundestag arbeitete er bei einer parteinahen Stiftung, unter anderem in Tel Aviv.
Vor kurzem veröffentlichte er das Buch “Worte statt Waffen”, in dem er diplomatische Lösungen für Konflikte, unter anderem in der Ukraine, propagiert.
“Wir sind das Gegenteil von Angst”
Ines Schwerdtner, die für die weibliche Position in der Doppelspitze ohne Gegenkandidatin gewählt wurde, erreichte 79,8 Prozent. In ihrer Bewerbungsrede betonte sie: “Wir sind das Gegenteil von Angst, wir sind die Hoffnung.”
Sie forderte Klarheit, Fokus und Glaubwürdigkeit für die Linkspartei und wünscht sich, dass diese auch als Stimme des Ostens fungiert.
Ines Schwerdtner wurde 1989 im sächsischen Werdau geboren und zog as Kind nach Hamburg. “Die Trennlinie zwischen Ost und West zieht sich auch durch mein Leben”, sagt die 35-Jährige.
Keine klassische Parteikarriere
Schwerdtner studierte Politikwissenschaft und Englisch in Berlin und vertiefte ihr Wissen in politische Theorie in Frankfurt. Sie begann als Journalistin über die Linke zu berichten, entschloss sich aber, selbst aktiv zu werden.
“Ich habe keine klassische Parteikarriere”, erklärt sie. “Aber ich bin als Sozialistin in eine sozialistische Partei gekommen.” Sie trat im Sommer 2023 in die Linkspartei ein und wurde kurz darauf als Kandidatin für die Europawahl nominiert.
Während Schwerdtner eher besonnen auftrat, begeisterte van Aken den Parteitag mit den Worten: “Wir rocken die Republik und nächstes Jahr ziehen wir wieder stark in den Bundestag ein, und dann geht es richtig los.”