Zweifel an Maßnahmen
Behörden untersuchen Marburg-Virus-Einsatz in Hamburg
04.10.2024, 20:29 Uhr
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Erfreuliche Nachrichten aus Hamburg: Zwei Personen, die aus Ruanda angereist sind, haben sich nicht mit dem Marburg-Virus infiziert. Trotz dieser positiven Entwicklung wird das Vorgehen der Behörden am Hamburger Hauptbahnhof hinsichtlich der vorangegangenen Vorsichtsmaßnahmen kritisch untersucht.
Die Sozialbehörde hat bestätigt, dass alle Abläufe im Zusammenhang mit dem Verdacht auf eine Marburg-Virus-Infektion derzeit evaluiert werden. „Die genauen, detaillierten Abläufe sind Gegenstand einer aktuellen Aufarbeitung mit allen beteiligten Behörden“, so eine Sprecherin der Behörde. Erste Ergebnisse stehen jedoch noch aus.
In der ersten Phase des Einsatzes hatten Isolation und Diagnostik der Verdächtigen sowie die Entwarnung der Öffentlichkeit oberste Priorität. Der Verdacht, dass ein Medizinstudent und seine Begleiterin das Virus übertragen haben könnten, hielt von Mittwoch bis Donnerstag an.
Der Medizinstudent hatte zuvor in einem Krankenhaus in Ruanda gearbeitet, in dem auch Marburg-Virus-Patienten behandelt wurden. Auf dem Rückweg hatte er während einer Zugfahrt von Frankfurt nach Hamburg Kontakt mit Ärzt*innen in der Stadt aufgenommen, da er Bedenken hatte, sich angesteckt zu haben.
Daraufhin wurden am Hauptbahnhof die Gleise 7 und 8 abgesperrt, die Verdächtigen umgehend isoliert und zur weiteren Untersuchung in die Spezialabteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf gebracht. Auch wurden vorsorglich die Kontaktdaten von Reisenden, die möglicherweise Kontakt zu den beiden Personen hatten, erfasst.
ICE zwar gereinigt, aber nicht ausreichend
Allerdings gibt es inzwischen Zweifel an der korrekten Durchführung dieser Maßnahmen. Ein Sprecher der Bundespolizei äußerte, dass keine Kontaktdaten erfasst worden seien, da der betroffene ICE bei ihrem Eintreffen bereits abgefahren war. Dennoch wurden die Daten von etwa 60 Fahrgästen aufgenommen, die später mit demselben Zug in die entgegengesetzte Richtung reisen wollten.
Der Grund: Zwar wurde der ICE im Betriebshof Hamburg-Langenfelde gereinigt, jedoch nicht unter Dekontaminationsbedingungen. Daher ließ die Bundespolizei den Zug in Hamburg-Harburg stoppen. Passagiere, die in diesem Zug die Toiletten genutzt hatten, wurden gebeten, sich zu melden, da der Medizinstudent und seine Begleiterin während der Fahrt mehrere Toiletten aufgesucht hatten.