Nach Mord an drei Nachbarn
Sportschütze zu lebenslanger Haft verurteilt
26.07.2024, 19:08 Uhr
Ein 65-jähriger Sportschütze wird nach einem tödlichen Vorfall in einem Mehrfamilienhaus zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Mann erschoss drei Nachbarn im Treppenhaus, nachdem es wiederholt zu Streitigkeiten gekommen war.
Ein Jahr nach dem Mord an drei Nachbarn hat das Landgericht Augsburg den Sportschützen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Gericht stellte die besondere Schwere der Schuld fest, was eine frühzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren erschwert. Mit diesem Schuldspruch folgte die Strafkammer dem Antrag der Staatsanwaltschaft, während der Verteidiger bereits einen Revisionsantrag beim Bundesgerichtshof angekündigt hat.
Der Hintergrund des Mordes waren andauernde Streitigkeiten zwischen den Nachbarn im Mehrfamilienhaus in Langweid. Am 28. Juli 2023 tötete der Angeklagte binnen 16 Sekunden zwei Frauen und einen Mann mit Kopfschüssen. Der Auslöser war ein heftiger Streit mit üblen Beschimpfungen, während dessen auch die Polizei alarmiert wurde.
“Motiv der Selbstjustiz”
Eine Audioaufnahme, die kurz vor der Tat aktiviert wurde, dokumentiert das Verbrechen. Der Beschuldigte lauerte dem Paar im Treppenhaus auf und erschoss die Eheleute, die 49 und 52 Jahre alt waren, bevor er eine 72-jährige Nachbarin durch deren Wohnungstür ebenfalls erschoss. Es wird berichtet, dass der Angeklagte gezielt durch den Türspion schoss, da er vermutete, dass die Frau nach den Schüssen schaute.
Der Angeklagte handelt aus Wut, Hass und dem Gedanken an Rache. Der Vorsitzende Richter Michael Eberle meinte, dass es sich um ein Motiv der Selbstjustiz handelte. Nach dem Schuldspruch erhielt der Angeklagte die Gelegenheit, über das Urteil nachzudenken, was als ungewöhnlich gilt.
Diskussion um Waffenrecht entfacht
Der Verteidiger erklärte, dass sein Mandant das Urteil nicht akzeptiere. Das Verbrechen hat erneut eine Debatte über das Waffenrecht ausgelöst. Der Angeklagte besaß seit Jahrzehnten eine Waffenerlaubnis und die Tatwaffe war seit fast 25 Jahren in seinem Besitz. Das zuständige Landratsamt bestätigte, dass der Mann regelmäßig ohne Auffälligkeiten überprüft wurde. Der Landrat äußerte Verständnis für die Diskussion über das Waffenrecht, verwies jedoch darauf, dass dies eine politische Entscheidung sei.