Asien-Konkurrenz kommt mit Wucht
Alarmierende Lage bei Volkswagen: Konzernchef Blume spricht über Entlassungen
08.09.2024, 07:58 Uhr
Volkswagen steht möglicherweise vor Entlassungen, die ersten seit drei Jahrzehnten. Konzernchef Oliver Blume macht neue asiatische Wettbewerber verantwortlich und betont, dass es keinen massiven Stellenabbau geben werde.
In einem aktuellen Interview beschreibt Oliver Blume, CEO von Volkswagen, die ernsthafte Lage des Unternehmens. “In Europa werden weniger Fahrzeuge verkauft, während neue asiatische Anbieter den Markt destabilisieren. Der Kuchen ist kleiner geworden, und wir haben mehr Gäste am Tisch”, erklärt Blume.
Die gesamte europäische Automobilindustrie befinde sich laut Blume in einer beispiellosen Krise, die sich insbesondere für Volkswagen weiter verschärft habe. Der Konzern wolle an verschiedenen Initiativen zur Kostenreduzierung arbeiten, jedoch seien die bisherigen Maßnahmen unzureichend, um die angestrebten Einsparungen zu realisieren.
Blume bekräftigte das Engagement des Unternehmens für Standort Deutschland und den langfristigen Erhalt von Arbeitsplätzen: “Volkswagen hat ganze Generationen geprägt. Unsere Mitarbeiter haben familiäre Wurzeln in diesem Unternehmen, und ich möchte, dass auch zukünftige Generationen hier arbeiten können.”
VW kündigt Sparmaßnahmen an
Der Konzernvorstand hat angekündigt, die Einsparungen besonders bei der Kernmarke VW voranzutreiben. Die geplanten Einsparungen durch Altersteilzeit und Abfindungen reichen jedoch nicht aus, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen sind nicht mehr ausgeschlossen. Die bestehende Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung, die bis 2029 betriebsbedingte Kündigungen ausschloss, wird nun aufgekündigt. Dies könnte die ersten Entlassungen seit 30 Jahren zur Folge haben, was der Betriebsrat als gravierenden Fehler des Managements sieht.
Die Arbeitnehmervertretung hat bereits ein Modell für eine Vier-Tage-Woche diskutiert, das auch von der SPD als möglich erachtet wird. Zudem wurde vorgeschlagen, “Drehscheiben-Modelle” zu nutzen, um Mitarbeiter bei anderen Arbeitgebern unterzubringen und dennoch im Unternehmen zu halten.
Linken-Chefin Janine Wissler kritisierte die Entscheidung, während Volkswagen im vergangenen Jahr 4,5 Milliarden Euro als Dividende an Aktionäre ausschüttete. Es sei “unfassbar schäbig”, dass der Konzern nun berichtet, keine finanziellen Mittel zu haben, um Entlassungen und Werkschließungen zu vermeiden. Wissler fordert, dass die Großaktionäre, insbesondere der Porsche-Piëch-Clan, die Dividenden zurückzahlen sollten.