Wohngemeinschaften als Wohnform im Alter: Fünf zentrale Fragen zur Pflege-WG
Wie möchte ich mein Leben im Alter gestalten? Diese Frage gewinnt an Bedeutung, wenn Pflegebedarf besteht. Neben der “Pflege zu Hause” und der “Pflege im Heim” stellt die Pflege-WG eine attraktive Option dar. Doch was genau bedeutet das, und für wen eignet sich diese Wohnform? Hier sind die wichtigsten Informationen:
1. Was ist der Unterschied zwischen einer Pflege-WG und einem Pflegeheim?
In einer Pflege-WG herrscht oft eine familiärere Atmosphäre. Im Gegensatz zu Pflegeheimen leben hier maximal zwölf Personen zusammen, darunter auch Pflegebedürftige. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer, das individuell gestaltet werden kann, und Gemeinschaftsräume wie Wohnzimmer und Küche stehen ebenfalls zur Verfügung.
Gemeinsam nutzen die WG-Mitglieder Betreuungsangebote, die von einer „Präsenzkraft“ organisiert werden. Diese unterstützt im Haushalt und übernimmt administrative Aufgaben. Allerdings sind die Bewohner selbst für die Pflege verantwortlich, die durch ambulante Dienste organisiert werden kann.
Im Gegensatz zu einem Pflegeheim können die Mitglieder selbst Aktivitäten planen und gemeinsames Kochen ermöglichen, was ihnen mehr Kontrolle über ihren Alltag gibt.
2. Welche Vorteile bietet eine Pflege-WG?
Pflege-WGs ermöglichen ein selbstständiges Leben bei gleichzeitiger Unterstützung. Zwei wesentliche Vorteile sind:
Eine familiäre Atmosphäre durch die begrenzte Anzahl der Mitglieder, die individuelle Lebensgestaltung ermöglicht. Im Gegensatz zu Pflegeheimen, wo Mahlzeiten zu festen Zeiten stattfinden, können WG-Bewohner selbst entscheiden, wann sie essen.
In vielen Pflege-WGs sind auch Haustiere willkommen, was in Pflegeheimen oft nicht der Fall ist.
3. Welche Nachteile hat eine Pflege-WG?
Trotz der Freiheiten erfordert eine Pflege-WG mehr organisatorischen Aufwand als ein Pflegeheim. Bewohner müssen mehrere Verträge abschließen, darunter Mietverträge und Vereinbarungen mit Diensten. Zudem sind die Angehörigen häufig stärker in die Organisation einbezogen und müssen Lösungen finden, wenn zum Beispiel eine Betreuungskraft ausfällt.
4. Wie finde ich eine passende Pflege-WG?
Nicht jeder ist für das Leben in einer Wohngemeinschaft geeignet. Wer in jungen Jahren Schwierigkeiten mit Gemeinschaftsformen hatte, könnte auch im Alter Schwierigkeiten mit einer Pflege-WG haben. Potenzielle Bewohner können über Pflegestützpunkte nach bestehenden Pflege-WGs suchen.
- In selbstorganisierten WGs übernehmen die Bewohner und ihr Umfeld die Organisation des Zusammenlebens und verwalten Aufgaben wie Personalabrechnungen.
- Anbieterorganisierte WGs hingegen werden von Pflege- und Betreuungsdiensten oder Bürgervereinen geleitet, die die Einzüge und Alltagsorganisation übernehmen.
Ein Besuch der Pflege-WG vor der Entscheidung ist ratsam, um ein Gefühl für das Zusammenleben und die Umgebung zu bekommen. Auch die Lage sollte berücksichtigt werden, besonders für kulturelle Aktivitäten.
5. Sind Pflege-WGs günstiger als Pflegeheime?
Die Erwartungen an niedrigere Kosten sollten vorsichtig gehandhabt werden. Pflege-WGs sind in der Regel nicht günstiger als Pflegeheime, da neben der Miete auch Kosten für Dienstleistungen anfallen. Unterstützung gibt es von der Pflegekasse für Personen mit Pflegegrad, inklusive möglicher Zuschüsse für die Gründung von Pflege-WGs.
Zusätzlich können für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen wie Treppenlifte Zuschüsse von bis zu 4.000 Euro pro Maßnahme beantragt werden, sowie ein monatlicher Wohngruppenzuschlag für Pflegebedürftige.
Interessierte sollten sich eingehend bei der Pflegekasse über finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten für Pflege-WGs informieren.