Gegen die Tradition
US-Regierung entlässt obersten Militärführer
22.02.2025, 13:16 Uhr
Nach 40 Jahren im Dienst, zuletzt als Generalstabschef, muss Charles Q. Brown seine Amtszeit beenden. Seine laufenden Bemühungen um Diversität und Gleichbehandlung im US-Militär stießen bei der neuen Regierung auf Widerstand.
US-Präsident Donald Trump hat gegen die bisherige Tradition entschieden, indem er einen neuen Generalstabschef der US-Streitkräfte ernannt hat. In einem Dankesbotschaft an Brown für dessen 40-jährige Dienstzeit wünschte Trump ihm und seiner Familie eine “großartige Zukunft”. Zur Nachfolge nominierte Trump den ehemaligen Luftwaffen-Generalleutnant Dan Caine.
Traditionell blieb der Posten des Generalstabschefs bei Regierungswechseln oft unberührt. Brown war Berichten zufolge erst der zweite afroamerikanische Generalstabschef in der Geschichte der US-Streitkräfte. Der Verteidigungsminister äußerte bereits kurz nach seinem Amtsantritt, dass Brown seiner Meinung nach entlassen werden sollte, insbesondere wegen seiner Schwerpunkte auf Diversität und Inklusion.
In einem bewegenden Video, das nach der Tötung des Afroamerikaners George Floyd veröffentlicht wurde, teilte Brown seine diskriminierenden Erfahrungen in den Streitkräften. Er berichtete, oft der einzige schwarze Soldat in seinem Geschwader gewesen zu sein und einen besonderen Druck von Vorgesetzten gespürt zu haben, fehlerfrei zu arbeiten.
Erste Frau an Navy-Spitze auch entlassen
Die Regierung entließ insgesamt sechs hochrangige Führungskräfte im Pentagon, darunter die Navy-Chefin, Lisa Franchetti, die erste Frau in dieser Position. Zudem wurde angekündigt, dass ab nächster Woche etwa “fünf bis acht Prozent” der zivilen Mitarbeiter des Verteidigungsministeriums entlassen werden, was mehr als 45.000 Stellen betreffen könnte.
Diese Entlassungen sollen dazu dienen, Effizienzgewinne zu erzielen und das Ministerium auf die Prioritäten des Präsidenten auszurichten, so ein Ministerberater. Mit über 900.000 Zivilisten ist das Pentagon der größte Arbeitgeber in den USA.
Trump lobte Caine als “erfahrenen Piloten, nationalen Sicherheitsexperten und Kriegsveteranen” und betonte dessen Erfolge im Kampf gegen die Terrormiliz IS. Trotz seiner Qualifikationen wurde Caine von der früheren Regierung übergangen, was Trump nun als ungerecht empfand.
Um Generalstabschef zu werden, müsste Caine jedoch in den aktiven Dienst zurückberufen werden, und seine Ernennung bedarf der Bestätigung durch den US-Senat.