Der langjährige FDP-Politiker und ehemalige Innenminister Gerhart Baum ist im Alter von 92 Jahren verstorben. Seine Frau bestätigte die traurige Nachricht. Baum war bekannt für sein starkes Engagement für Bürgerrechte und äußerte zuletzt seine Besorgnis über den Rechtsruck in Deutschland.
Gerhart Baum, der von 1978 bis 1982 als Bundesinnenminister unter Kanzler Helmut Schmidt diente, setzte sich bis zu seinem Lebensende unermüdlich für die Wahrung von Bürger- und Freiheitsrechten ein.
Baum war Teil einer kleinen Gruppe sozialliberaler FDP-Mitglieder, die sich im Freiburger Kreis zusammengeschlossen hatten, und stellte eine Art linksliberale Opposition innerhalb seiner eigenen Partei dar.
Seit 1954 in der FDP
Der 1932 in Dresden geborene Baum erlebte die dramatischen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in seiner Kindheit. Diese Erfahrungen prägten seine Haltung und sein Engagement für eine gerechte Gesellschaft.
Nach seinem Eintritt in die FDP als Jurastudent in Köln setzte sich Baum als Bundesinnenminister intensiv mit dem Spannungsfeld zwischen Sicherheit und Bürgerrechten auseinander und schaffte den umstrittenen Radikalen-Erlass ab.
Nach der Wendung der FDP in der Politik blieb Baum bis 1991 Vizepräsident der Partei, als viele junge Mitglieder das Handtuch warfen.
Einsatz vor dem Bundesverfassungsgericht
Auch nach seinem Austritt aus dem Bundestag im Jahr 1994 setzte Baum seinen Einsatz für Bürgerrechte fort und reichte mehrere Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht ein, in vielen Fällen mit Erfolg.
Für sein Engagement erhielt er viele Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.
Die von ihm und seiner Frau gegründete Gerhart-und-Renate-Baum-Stiftung vergibt seit 2016 einen Menschenrechtspreis, um die universelle Geltung der Menschenrechte zu fördern.
Sorge wegen des Rechtsrucks in Deutschland
Gerhart Baum äußerte in seiner letzten Lebensphase große Besorgnis über den Anstieg des Rechtsextremismus und bezeichnete die AfD als die größte Bedrohung für die Demokratie seit 1945. In verschiedenen Interviews warnte er vor der Radikalisierung in Teilen der Gesellschaft und deren potenziellen Folgen für das Grundgesetz.