Die Antarktis steht vor einem Tourismusanstieg, der in der heutigen Zeit durch soziale Medien, insbesondere TikTok, enorme Ausmaße annimmt. Experten warnen vor den möglichen negativen Auswirkungen, die von rücksichtslos ausgeführtem Vandalismus bis hin zu irreparablen Umweltschäden reichen.
Lange galt die Antarktis als das Traumziel für Forscher und Abenteurer, bekannt für seine beeindruckenden Eislandschaften und Pinguinkolonien. Doch die Besucherzahlen nehmen rasant zu: Während in den 1990er Jahren weniger als 8.000 Touristen die Region besuchten, stieg die Zahl in der Saison 2023/2024 auf nahezu 123.000. Dies wirft die Frage auf, ob hier bereits von Massentourismus gesprochen werden kann.
Anne Hardy, eine renommierte Professorin für Tourismus an der Universität Tasmanien, bemerkt eine gefährliche Diversifizierung des Angebots, weg vom ursprünglichen Nischentourismus. Expeditionsschiffe erfreuen sich wachsender Beliebtheit und bieten nun Touren für nahezu alle Interessen an – von Wellness-Urlauben über medizinische Kongresse bis hin zu besonderen Themenreisen wie der “Antarctica Pride Cruise” für LGBTQ+-Reisende.
Die viralen Inhalte in sozialen Medien fördern das Interesse an dieser unerreichbaren Region. Immer mehr Influencer posten ihre Erlebnisse vor atemberaubenden Kulissen, was die Antarktis für eine junge Zielgruppe zugänglich macht. Während einige dieser Influencer sich unverantwortlich verhalten, wird die Einzigartigkeit des Kontinents zunehmend gefährdet.
Umweltorganisationen äußern Besorgnis über diesen Trend. Graffiti-Aktivitäten, die an historischen Stätten in der Region dokumentiert wurden, sind nur die Spitze des Eisbergs. Experten warnen vor Mikroplastik und Lärmemissionen, die aus einem steigenden Touristendruck resultieren könnten. Trotz bestehender Richtlinien sind die Folgen des Tourismus offenbar nur schwer zu überwachen.
Zudem gibt es Bedenken, dass zukünftige Entwicklungen in der Region, möglicherweise der Bau von Hotels, die Antarktis von ihrer ursprünglichen Unberührtheit entfernen könnten. Forschungsorganisationen und Bedeutungsträger treffen sich daher bald zu einer entscheidenden Konferenz, um den Fortbestand der einzigartigen Ökosysteme der Antarktis zu sichern und einen verantwortungsvollen Tourismus zu fördern.